Lindt & Sprüngli ist der Maître Chocolatier Suisse, aber...
Immer mehr Schoggi kommt aus dem Ausland

Der berühmte Goldhase von Lindt & Sprüngli erblickt nicht in der Schweiz das Licht der Welt! Wie viel Swissness steckt in der Lindt-Schoggi wirklich?
Publiziert: 15.05.2015 um 18:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 18:51 Uhr
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Lindt & Sprüngli ist der Maître Chocolatier Suisse, aber immer mehr Schoggi kommt aus dem Ausland.
Foto: Photopress
Von Moritz Kaufmann

Einen Koffer prall gefüllt mit fünf Kilo Schokolade. Das bekam jeder Aktionär nach der Generalversammlung vom Maître Chocolatier Suisse, Lindt & Sprüngli.

Ein Blick in den Koffer überrascht: Viele Lindt-Schokoladen sind gar nicht mehr «made in Switzerland». Die Schoggi wird in Fabriken im Ausland hergestellt: in Deutschland, Italien, Frankreich oder Österreich. Darunter auch bekannte Marken wie Lindor, Excellence oder Hello.

Zum Teil ist das historisch bedingt. Früher wurde die Schokolade in der Fremde unter Lizenz produziert, mit dem Erfolg kaufte Lindt die Fabriken dann einfach auf. Touristen und Konsumenten, die bei uns Lindt-Schoggi im Laden oder am Kiosk kaufen, können heute immer weniger sicher sein, in ein Produkt aus den Kilchberger Werken zu beissen.

Das gilt schon länger für die berühmten Goldhasen – auch jene, die über Schweizer Ladentische gehen. Sie erblicken in Deutschland das Licht der Welt. Aber auch das «Pick and Mix»-Konzept funktioniert nur mit ausländischer Schokolade. Man findet es unter anderem bei Coop und Manor. Von den vielen farbigen Sorten, mit denen man sich sein Schoggi-Säckli selber zusammenstellen kann, sind nur die wenigstens schweizerisch. Der Preis aber ist stolz: 45 Franken pro Kilo.

Lindt & Sprüngli-Chef Ernst Tanner (69) macht trotzdem auf Swissness. Der Claim «Maître Chocolatier Suisse» ist auf jedem Produkt zu finden. Und auf allen Produkten ist das Qualitätsversprechen «Chocoladefabriken Lindt & Sprüngli AG Switzerland» drauf. Erst danach steht im Kleingedruckten, aus welchem Land die Schokolade kommt.

Eine Lindt-Sprecherin wiegelt ab: «Für die Qualität aller Lindt-Produkte bürgt die Muttergesellschaft.» Und sie beteuert: 90 Prozent der ganzjährig in der Schweiz verkauften Produkte würden hier produziert. Nach Umsatz oder nach einzelnen Marken? Einen Beleg für die Aussage konnte sie nicht liefern.

Für den Kunden gibt es jedenfalls keine wirkliche Orientierung. Sogar dieselben Marken werden in unterschiedlichen Ländern produziert. So stammen die roten Lindor-Kugeln aus der Schweiz, die schwarzen aber aus Italien.

Für Markenexperte Stefan Vogler ist Lindt ein Phänomen: «Die Konsumenten sehen Lindt als Schweizer Marke, auch wenn das Produkt aus dem Ausland stammt.» Die Marke sei so stark, dass sich selbst Schweizer Schoggi-Patrioten verführen lassen.

Juristisch kommt man Lindt nicht bei. «Maître Chocolatier Suisse ist nicht dasselbe wie Schweizer Schokolade», sagt Swissness-Experte Alexander Pfister vom Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum. Ausserdem gebe es kein Amt, das Swissness überprüfe. Will jemand herausfinden, ob Lindt falsch deklariert, müsste er klagen. Revolutionäres Aufbegehren sucht man an der Zürcher Goldküste, wo das Kleinaktionariat mehrheitlich wohnt, allerdings vergebens. Die Lindt-Generalversammlung verlief jedenfalls so geschmeidig wie die Schoggi in der Lindt-Werbung.

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