Heimlieferungen durch die Bevölkerung – und nicht durch spezialisierte Kurierdienste. Darauf basiert das Geschäftsmodell von Annanow. Jeder kann selbstständig als Kurier für das 2017 gegründete Start-up arbeiten. Zu den rund 5000 Kunden der Liefer-Plattform zählten bisher einige Grosse wie Ikea, Jumbo, Qualipet oder Interdiscount von Coop – und viele kleine Geschäfte.
Neu hinzu kommt jetzt die Migros mit Do it + Garden, Micasa und Melectronics. Mit Globus steht gar ein schweizweiter Rollout des Liefernetzes an. Und in Bern startet Ende April eine Zusammenarbeit mit Manor.
Annanow (sprich Anna-now) hat sich zum Ziel gesetzt, die Produkte nach Eingang der Bestellung in weniger als einer Stunde zu liefern. Die Kosten trägt in der Regel der Kunde. Der Detailhändler stellt lediglich die georderte Ware bereit. Alles Weitere übernimmt Annanow: Anbindung der Kuriere und Versicherung der Produkte während des Transports.
80 Prozent der Lieferkosten bekommt der Kurier
Wer für das Start-up arbeitet, ist bei Annanow angestellt und wird für jede abgeschlossene Lieferung entlöhnt. Kritik, die Hobby-Kuriere seien nicht ausreichend versichert, weist Co-Gründer Daniel Gradenegger (43) von sich: «Jeder ist unfallversichert und erhält Sozialabgaben für die Zeit, die er für uns ausliefert.»
8000 Kuriere arbeiten in der Schweiz für Annanow. Neben privaten Hobby-Boten, liefern auch Taxi-Organisationen und professionelle Kuriere. Der Lohn hängt von Lieferdistanz und -kosten ab: 80 Prozent der Lieferkosten gehen an den Kurier, der Rest an Annanow. Das lohne sich vor allem für Taxifahrer, die auf ihren regulären Routen Ware ausliefern und sich so noch etwas dazuverdienten, sagt Gradenegger.
Pilotprojekt mit der Migros in Zürich
Interdiscount testet die Crowd-Lieferung mit Annanow seit letztem Jahr in der Zürcher Filiale an der Sihlstrasse und weitet das Pilotprojekt derzeit aus. Manor-CEO Jérôme Gilg kennt Annanow bereits aus seiner Zeit als Jumbo-Chef. Er machte mit dem Start-up so gute Erfahrungen, dass er die Zusammenarbeit mit Manor Bern ins Rollen brachte, heisst es auf Anfrage von BLICK. Man erhoffe sich dadurch einen Wettbewerbsvorteil.
Der Mindestbestellwert beträgt fünf Franken, die Lieferkosten liegen bei zehn Franken für eine Distanz von zwei Kilometern und bei 15 für drei Kilometer. Jede weiteren zwei Kilometer kostet fünf Franken.
Die Zusammenarbeit mit Do it + Garden der Migros Zürich läuft seit Mitte März im Zusammenhang mit einem «City-Farming-Projekt» und ist ein Pilot, der bis Ende Juni andauert. «Es wird getestet, ob eine Nachfrage besteht», heisst es. Bisher seien die Kundenrückmeldungen aber sehr positiv.