Liefer-Boom in der Schweiz
Goldene Zeiten für Couch Potatoes?

Heute wurde bekannt, dass der Online-Riese Amazon mit «Pantry» bald Lebensmittel liefert – eine Attacke auf Migros und Coop. Aber auch Dunkin’ Donuts und Whopper gibts neu via Netz. Wir haben die Angebote getestet.
Publiziert: 20.04.2017 um 17:40 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:03 Uhr
Amazon verkauft bald Lebensmittel in der Schweiz.
Foto: PD
Michael Bolzli

Schweizer mögen es bequem: Kleider, Bücher und Heimelektronik bestellen wir schon lange im Netz. Und das Nachtessen bringt der Pizzakurier direkt an die Tür.

Das Angebot an Lieferdiensten wächst. Vor allem bei den Esswaren: So testet die Fastfood-Kette Burger King in der Schweiz neu einen Heimlieferdienst. Auch die Süsswaren von Dunkin’ Donuts kann man direkt an der Haustür in Empfang nehmen (siehe unten).

Damit nicht genug. Jetzt steigt ein richtig grosser ­Player in den hiesigen Online-Food-Markt ein: Wie die «Handelszeitung» schreibt, bringt Amazon-Boss Jeff Bezos bald den Lebensmittel-Lieferdienst Pantry in die Schweiz. Ein Start­datum steht noch nicht fest. «Amazon wird in einigen ­Monaten in der Schweiz mit einem eigenen Angebot starten», zitiert die Zeitung einen Branchenkenner. Mit Pantry liefert Amazon lang haltbare Lebensmittel wie Konserven, Getränke oder Teigwaren direkt ins traute Heim. Amazon ist ein grosser Name, neu ist das Konzept aber nicht.

Aufwendige Logistik

Die Schweizer Händler liefern nicht nur Konserven, sondern auch ­Frischware nach Hause. Und Take-Aways servieren komplette Menüs an der Haustüre. Themen wie Wärme, Kühlkette und Geschwindigkeit sind hier besonders wichtig, was die Logistik aufwendiger und teurer macht.

Bringt Amazon neuen Schwung in den Schweizer Online-Lebensmittelmarkt? «Es ist nicht auszuschliessen, dass die Nachfrage steigen wird», sagt Sascha Jucker, Detailhandelsexperte der Credit Suisse. ­Allerdings: «Mit Coop und LeShop existiert bereits seit Jahren ein Onlineangebot im Food-Detailhandel.» Für Sascha Jucker ist darum entscheidend, wie bequem Pantry ist. «Die Lieferbedingungen werden ausschlaggebend sein», sagt er. Doch darüber ist bisher nichts bekannt.

Auch, wenn sich Lieferdienste schon lange etabliert haben, Lebensmittel kaufen Schweizer nach wie vor am liebsten im Laden ein. Der Anteil der Online-Supermärkte am Gesamtumsatz des Detailhandels liegt bei knapp zwei Prozent. Trotzdem: Nur in England haben Web-Supermärkte einen höheren Marktanteil.

Schlemmen wie Homer Simpson

Mmmm, Donuts! Seit etwa einem Jahr gibts Dunkin’ Donuts in der Schweiz. Doch mit gerade mal vier Filialen (Basel, Bern, Hinwil und Spreitenbach) sind die süssen Teigkringel schwer zu ergattern. Stadtzürcher kommen immerhin mit dem Lieferdienst auf ihre Kosten. Und die sind nicht gerade tief: Die Sechserbox kostet 15.90 Fr., das Dutzend 29.90 Fr. Dazu kommen 6 Franken Liefergebühr. Blick am Abend hat testbestellt. Fazit: Die Donuts sind frisch, zuckersüss – und schnell weg. Leider ist der Service nichts für den Heisshunger: Bestellungen werden erst am nächsten Tag geliefert.

Mmmm, Donuts! Seit etwa einem Jahr gibts Dunkin’ Donuts in der Schweiz. Doch mit gerade mal vier Filialen (Basel, Bern, Hinwil und Spreitenbach) sind die süssen Teigkringel schwer zu ergattern. Stadtzürcher kommen immerhin mit dem Lieferdienst auf ihre Kosten. Und die sind nicht gerade tief: Die Sechserbox kostet 15.90 Fr., das Dutzend 29.90 Fr. Dazu kommen 6 Franken Liefergebühr. Blick am Abend hat testbestellt. Fazit: Die Donuts sind frisch, zuckersüss – und schnell weg. Leider ist der Service nichts für den Heisshunger: Bestellungen werden erst am nächsten Tag geliefert.

Ein Whopper für 32.90 Franken

Noch vor McDonald’s testet Burger King den Whopper-Hauslieferdienst – leider auch nur in Zürich (sogar nur im Quartier Oerlikon). Auch hier haben wir testgegessen: Der Burger schmeckt nicht anders als in der Filiale. Die Onion Rings sind immer noch knusprig. Und die Cola so kalt, wie sie sein muss. Test bestanden! Einziges Problem ist der Mindestbestellwert von 28 Franken. So viel lässt ein einzelner Kunde in der Burger-King-Filiale normalerweise nicht liegen. Dazu kommen 4.90 Franken Liefergebühr. Unter total 32.90 Franken bekommt man also keinen Bissen. Bequemlichkeit hat ihren Preis.

Noch vor McDonald’s testet Burger King den Whopper-Hauslieferdienst – leider auch nur in Zürich (sogar nur im Quartier Oerlikon). Auch hier haben wir testgegessen: Der Burger schmeckt nicht anders als in der Filiale. Die Onion Rings sind immer noch knusprig. Und die Cola so kalt, wie sie sein muss. Test bestanden! Einziges Problem ist der Mindestbestellwert von 28 Franken. So viel lässt ein einzelner Kunde in der Burger-King-Filiale normalerweise nicht liegen. Dazu kommen 4.90 Franken Liefergebühr. Unter total 32.90 Franken bekommt man also keinen Bissen. Bequemlichkeit hat ihren Preis.

Auch Coop und Migros liefern an die Tür

Schweizer kaufen Lebensmittel am liebsten im Laden. Entsprechend bescheiden sind die Umsätze der Online-Händler im Food-Geschäft. Die Migros-Tochter LeShop setzte letztes Jahr 182 Millionen Franken um. Coop verdiente 129 Millionen Franken mit dem Heimlieferdienst coop@home. Das Wachstum ist zuletzt abgeflacht. Das Angebot ist ähnlich breit wie in den Filialen. Bei einem Einkauf ab 99 Franken verlangt LeShop für die Lieferung 15.90 Fr., coop@home 17.90 Fr. Bei grösseren Einkäufen sinken die Tarife. Kostenlos ist die Abholung bestellter Ware im Laden.

Schweizer kaufen Lebensmittel am liebsten im Laden. Entsprechend bescheiden sind die Umsätze der Online-Händler im Food-Geschäft. Die Migros-Tochter LeShop setzte letztes Jahr 182 Millionen Franken um. Coop verdiente 129 Millionen Franken mit dem Heimlieferdienst coop@home. Das Wachstum ist zuletzt abgeflacht. Das Angebot ist ähnlich breit wie in den Filialen. Bei einem Einkauf ab 99 Franken verlangt LeShop für die Lieferung 15.90 Fr., coop@home 17.90 Fr. Bei grösseren Einkäufen sinken die Tarife. Kostenlos ist die Abholung bestellter Ware im Laden.

Lecker essen zum halben Preis

Die neue App «Too good to go» ist zwar kein Hauslieferdienst, aber zu gut, um hier unerwähnt zu bleiben. Die App bietet das Essen von Take-aways in verschiedenen Schweizer Städten zum Schnäppchenpreis. Einzige Bedingung: die Abholzeit wird vorgegeben. Bei unserem Test eines Salats in der Zürcher «Gärtnerei» zahlen wir für die Vegan Super Bowl 7.50 Franken – statt 14.50. Andere Esswaren kosten gar nur
einen Drittel. Wir müssen den Salat zwischen 19 und 21 Uhr abholen. Ein Win-Win für Restaurant und Kunden: Lebensmittel werden vor dem Müll gerettet – wir essen günstiger.

Die neue App «Too good to go» ist zwar kein Hauslieferdienst, aber zu gut, um hier unerwähnt zu bleiben. Die App bietet das Essen von Take-aways in verschiedenen Schweizer Städten zum Schnäppchenpreis. Einzige Bedingung: die Abholzeit wird vorgegeben. Bei unserem Test eines Salats in der Zürcher «Gärtnerei» zahlen wir für die Vegan Super Bowl 7.50 Franken – statt 14.50. Andere Esswaren kosten gar nur
einen Drittel. Wir müssen den Salat zwischen 19 und 21 Uhr abholen. Ein Win-Win für Restaurant und Kunden: Lebensmittel werden vor dem Müll gerettet – wir essen günstiger.

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