Karriere machen ist out. Immer mehr Schweizer arbeiten Teilzeit. Sie wollen sich um ihre Familie kümmern oder anderen Bedürfnissen nachgehen.
36 Prozent der Arbeitstätigen arbeiten heute schon in einem Pensum unter 90 Prozent. Vor 20 Jahren waren es gemäss Bundesamt für Statistik 8,5 Prozent weniger.
Immer mehr Männer arbeiten Teilzeit
Der Trend gilt längst nicht mehr nur für Frauen. Der Anteil von Teilzeit arbeitenden Vätern mit Partnerin und Kindern unter 7 Jahren im Haushalt hat sich in den vergangenen zehn Jahren gar verdoppelt. Mittlerweile arbeitet etwa jeder sechste Mann in einem Teilzeitpensum.
Erfülltes Familienleben nur mit Teilzeitjob möglich
Die Online-Partnerbörse Parship veröffentlichte kürzlich Umfrageergebnisse zu diesem Thema. Demnach findet mehr als jeder zweite der 18- bis 69-jährigen Männer in der Schweiz, ein erfülltes Leben mit Kindern sei nur mit Teilzeitarbeit möglich.
Das sind weitaus mehr als in unseren Nachbarländern Deutschland und Österreich. Dort sieht das nur etwa ein Virtel der Befragten so.
Für Schweizer steht die Karriere laut Umfrage auf der Prioritätenliste erst auf Platz 6. Zuoberst steht die Gesundheit und darauf folgen Kinder und Beziehung.
Trend schadet der Volkswirtschaft
Was zur persönlichen Selbstverwirklichung beiträgt, kann jedoch negative Folgen für die Volkswirtschaft haben. Denn gerade hochqualifizierte Studienabgänger arbeiten öfters nicht Vollzeit.
Bald jeder dritte Masterabsolvent arbeitet fünf Jahre nach seinem Studium nur zwischen 50 und 90 Prozent. So gehen Fachkräfte verloren und die Studierten bezahlen wegen des tieferen Einkommens nicht so viele Steuern, wie sie es mit einer Vollzeitstelle müssten.
Strafsteuer für Teilzeit-Akademiker
Der Direktor der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung, Stefan Wolter, erachtet die Teilzeit arbeitenden Studenten deshalb als Investitionsverlust für den Staat. Dieser bezahlt immerhin viel Geld für die Studiengänge. Im Schnitt kostet ein Studienplatz heute 23'000 Franken pro Jahr.
Deshalb schlägt Wolter in der «NZZ» vor, Studienabgänger sollten einen Teil ihrer Ausbildungskosten über eine Strafsteuer zurück bezahlen, wenn sie freiwillig Teilzeit arbeiten. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf müsse jedoch gegeben sein, so Wolters. (ogo)