Amerikaner gehen meist pragmatisch vor. Sie analysieren, rechnen, ziehen Schlüsse. Bussen setzen sie aufgrund von Fakten fest. Willkür ist da selten im Spiel. Derzeit analysieren US-Ermittler, wo amerikanische Bürger ihre Schwarzgelder versteckt hatten.
Ein Weg führt über die UBS. Vor fünf Jahren gab die Grossbank in der Schweiz das Geschäft mit Amerikanern gänzlich auf. Zuvor verwaltete sie 20 Milliarden Franken von 20 000 US-Kunden. Ihnen teilte die UBS in deutlichen Worten mit: «Geht zu anderen Banken!»
Bis heute ist nicht vollends klar, wohin die Kunden gingen. «Die US-Steuerbehörde IRS sucht eifrig nach Banken und Ländern, denen unversteuerte UBS-Gelder zuflossen», sagt der amerikanische Steueranwalt William Sharp. Warum ist das wichtig? Die Höhe erhaltener UBS-Vermögen gilt als Messwert für zu erwartende Bussen im Steuerstreit. Je mehr eine Schweizer Bank davon übernahm, desto saftiger die Strafe. Denn: «Nichts ärgerte US-Ermittler mehr, als Banken, die nach 2008 noch UBS-Gelder übernahmen», weiss Sharp.
Mehr als 3,5 Milliarden blieben in der Schweiz
Schmerzlich erfuhren dies die Teilhaber der Bank Wegelin. Sie übernahmen 500 Millionen Franken von amerikanischen UBS-Kunden. Es war der Anfang vom Ende der traditionsreichen Privatbank.
Drei Schweizer Banken übernahmen jedoch noch mehr als Wegelin. Von den 20 Milliarden Franken blieben mehr als 3,5 Milliarden in der Schweiz. Das zeigt die Liste der Top-Ten-Empfänger abgestossener UBS-Gelder. Sie liegt SonntagsBlick vor. Darauf sind Namen von zehn Schweizer Banken aufgeführt sowie die Höhe der geflossenen Summen. Nicht ersichtlich ist, ob diese Gelder unversteuert waren.
Einige Zahlen sind bereits publik: 500 Millionen gingen zu Wegelin, 735 Millionen zur Genfer Privatbank Pictet, 350 Millionen schleppten Kunden zur Zürcher Kantonalbank.
Auf der Liste erscheinen Banken, die seit langem im Visier der USA sind. So Julius Bär, Credit Suisse und die Basler Kantonalbank. Dazu kleinere Häuser wie Hypo Swiss, Leumi, BSI und die Waadtländer Kantonalbank.
Mit den Zahlen konfrontiert, reagieren etliche der zehn Banken mit «kein Kommentar». Andere drohten mit zivil- und strafrechtlichen Folgen, sollte eine Zahl im Zusammenhang mit ihrer Bank öffentlich genannt werden.
«US-Steuerfahnder sind heiss auf diese Liste», sagt US-Steueranwalt Jeffrey Neiman. Die UBS bestreitet, sie den USA je ausgehändigt zu haben. «Die UBS hat den USA keine Liste der Empfänger-Banken zugestellt», sagt Sprecher Christoph Meier. Auch die Finanzmarktaufsichtsbehörde will die Liste nicht weitergeleitet haben. Dazu Finma-Sprecher Tobias Lux: «Die Finma hat keine Listen mit Informationen über ehemalige UBS-Kunden, ehemalige UBS-Mitarbeitende oder sogenannte Leaver-Listen an die US-Behörden übermittelt.»
Klar ist: Ein Teil der 20 Milliarden war versteuert und floss zurück in die USA. SonntagsBlick weiss zudem: Schwarzgelder gingen in zwölf weitere Länder. Beträchtliche Beträge liegen auf israelischen Banken.