Fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem Tod von Hans J. Bär († 83) kündigt sein Sohn Raymond einen historischen Schritt an: Er tritt als Verwaltungsratspräsident von Julius Bär ab. Damit steht an der Spitze der Privatbank, 1890 an der Zürcher Bahnhofstrasse gegründet, erstmals kein Familienmitglied mehr.
«Nach einem Vierteljahrhundert bei Julius Bär ist die Zeit gekommen, ein neues Kapitel in meinem Leben zu beginnen», sagt Raymond J. Bär (52). Weiter will er sich nicht äussern. Er mache nun zunächst eine Pause und denke über neue Aktivitäten nach, heisst es im Umfeld.
Dass er nicht bis zur Pension bleiben wolle, deutete Bär kürzlich in der «NZZ am Sonntag» an. Aber er sagte auch: «Solange ich Spass an der Arbeit habe, stelle ich mich erneut zur Wahl.» Das ist erst fünf Wochen her.
Der Urenkel des Firmengründers trat 1988 in die Bank ein, leitete zehn Jahre lang das Private Banking, war ab 2003 Präsident. Die Aktienmehrheit haben die Bärs bereits beim Börsengang 2005 abgegeben.
Für die grösste Altlast will Bär mitverantwortlich bleiben – den Steuerstreit mit den USA. Als Mitglied einer Arbeitsgruppe kümmere er sich um die laufenden Verhandlungen. Mit zehn anderen Banken steht Julius Bär im Verdacht, reichen Amerikanern beim Steuerhinterziehen geholfen zu haben. In Deutschland konnte sich die Bank vor knapp einem Jahr mit 50 Millionen Euro freikaufen, die Ermittlungen wurden eingestellt.
Neuer Bär-Präsident wird Daniel Sauter (55), ein gelernter Banker, der aber die letzten fast 30 Jahre für die Rohstoffkonzerne Glencore und Xstrata gearbeitet hat. Bär bleibt Ehrenpräsident. Ob ein anderes Mitglied der Grossfamilie später wieder eine Schlüsselfunktion übernimmt, ist offen. Raymond Bär, Vater von vier Kindern, sagte im Februar: «Es wachsen viele kleine Bären heran.»