Lehrlings-Mangel
Micarna lädt 30 Flüchtlinge zum Vorstellungsgespräch

Ausländische Stifte sollen den Lehrlingsmangel beheben, fordert Bundespräsident Johann Schneider-Ammann. Manche Unternehmen setzen auch auf Flüchtlinge. Zum Beispiel Micarna.
Publiziert: 16.06.2016 um 15:15 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 16:25 Uhr
Micarna will Flüchtlinge ausbilden – und so den Lehrlingsmangel bekämpfen.
Foto: Keystone
Bastian Heiniger

Der Lehrlingsmangel zwingt Unternehmen zu kreativen Lösungen: Die Migros-Fleischproduzentin Micarna etwa will anerkannte Flüchtlinge ausbilden. Denn: «Wir haben in Berufen wie Metzger, Anlageführer oder Polymechaniker Probleme, Nachwuchskräfte zu finden», sagt Sprecher Roland Pfister zu BLICK.

Wie viele Flüchtlinge eine Lehrstelle erhalten, ist noch unklar. Kommenden Montag werden 30 Interessenten den Hauptsitz in Courtepin FR besuchen – für ein erstes Kennenlernen. Micarna verhandelt mit den Kantonen Freiburg und St. Gallen, wo Micarna Standorte betreibt.

Die Kantone sollen Hand bieten, um die Flüchtlinge sprachlich fit zu trimmen. Gleichzeitig werden sie im Betrieb eine individuell zugeschnittene Vorlehre absolvieren. 2017 sollen die ersten mit ihrer Ausbildung starten.

Flüchtlinge bei Migros willkommen 

Willkommen sind Flüchtlinge auch beim Mutterhaus Migros: «Es braucht Massnahmen, um ausländische Jugendliche in den Arbeitsmarkt zu integrieren», sagt Sprecherin Martina Bosshard. Migros bildet teilweise auch Grenzgänger aus, wie das Bundespräsident Johann Schneider-Ammann (64) vorschlug. 

So auch Coop: «Bereits heute haben wir vereinzelt Lernende aus Deutschland oder Frankreich», sagt Sprecher Ramón Gander. Diese müssten aber in zumutbarer Distanz wohnen.

Bei der Schweizerischen Post hingegen komme weder Flüchtlinge noch Schulabgänger aus dem Ausland in Frage, wie deren Sprecher Oliver Flüeler mitteilt. Mit 838 neuen Lehrlingen im August seien ohnehin fast alle Stellen besetzt. 

Fachkräftemangel verschärft sich

Etwas schwieriger hat es die Maschinenindustire. Im Ausland Lehrlinge zu rekrutieren, sei aber keine Lösung, sagt Ivo Zimmermann vom Industrie-Verband Swissmem. «Wir wollen durch attraktive Aus- und Weiterbildungen in unserer Branche das inländische Arbeitskräftepotenzial bestmöglich ausschöpfen.»

Sollten tatsächlich die vom Wirtschaftsdepartement genannten 8500 Lehrstellen offen bleiben, wäre das für die Wirtschaft problematisch: Denn Lehrlinge stellen die künftigen Fachkräfte.

Jürg Zellweger, Ressortleiter Bildung vom Arbeitgeberverband, sagt: «Gelingt es längerfristig nicht, die Lehrstellen zu besetzen, bekommen die Branchen Nachwuchsprobleme und werden daher in ihrer Entwicklung behindert.»

Zudem komme es für die öffentliche Hand teurer, wenn Jugendliche lieber weiterführende Schulen besuchten. So würden sie erst verzögert an die Arbeitswelt herangeführt. 

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