Ist das legal?
55 Stunden Praktikum

Die Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft sind schlecht. Das wird von Bauern ausgenutzt: Sie lassen Osteuropäer als Praktikanten schuften.
Publiziert: 24.05.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 21:15 Uhr
Billig-Arbeitskräfte aus Osteuropa: Salaternte in der Schweiz.
Foto: Gaetan Bally
Vinzenz Greiner

Auf vielen Schweizer Höfen schuften Osteuropäer zu teils üblen Bedingungen.

Bitter: Diese sind oft immer noch besser als jene in den Heimatländern. Deshalb lassen sich Studenten, Tierärzte oder Agraringenieure aus Osteuropa ein Praktikum auf einem Schweizer Hof vermitteln: 500 bis 600 pro Jahr sind es laut Schweizer Bauernverband (SBV). Im letzten Jahr kamen die meisten aus der Ukraine. Da das Land weder EU- noch Efta-Mitglied ist, dürften eigentlich nur Führungskräfte und Spezialisten in die Schweiz kommen. Praktikant darf dagegen jeder werden, der eine landwirtschaftliche Ausbildung macht oder gerade abgeschlossen hat.

Agrimpuls, eine Abteilung des SBV, vermittelt solch gut ausgebildete Praktikanten an Bauern. Für diese ist das ein gutes Geschäft. Denn die Richtlöhne liegen bei einem Praktikum unter vier Monaten bei 2535 Franken. Für einen Angestellten ohne Erfahrung sind es 3200 Franken. Arbeiten dürfen sie gleich viel – je nach Kanton bis zu 55 oder sogar 60 Stunden.

Werden hier ausgebildete Osteuropäer als Billig-Praktikanten ausgenützt? Nur in Einzelfällen, sagt Bauernvertreterin Monika Schatzmann (47), die bei Agrimpuls für Praktikanten verantwortlich ist. Betriebe hätten vielmehr einen Mehraufwand. Darunter etwa eine einmalige Bearbeitungsgebühr von knapp 200 beziehungsweise 300 Franken und Teilkosten eines Einführungsseminars.

Die Reisekosten übernehmen die Bauern nicht. Von Agrimpuls Vermittelte müssen diese selber zahlen – ebenso die Anmeldegebühr bei der Gemeinde.

Viele Stunden, wenig Lohn und Unterforderung

Teils zahlen Praktikanten Vermittlergebühren obendrauf. Ein Moldawier, der über eine andere Organisation ein Praktikum auf einem Urner Hof fand, zahlte etwa vorab einem Vermittler 500 Franken. «Ich bin Tierarzt, durfte aber nur das Vieh füttern und ausmisten», sagt der Mann, der anonym bleiben will. «Man hatte uns ungefähr 1000 Franken netto versprochen», so der Moldawier. Die bekam er auch – also gut 4.50 Franken pro Stunde.

«Praktika in der Landwirtschaft sind legale Ausbeutung!», sagt Philippe Sauvin (64) von der Gewerkschaft L’autre Syndicat. Er fordert 3500 Franken Mindestlohn – «das ist bei weitem nicht revolutionär».

In Moldawien wäre es das. Dort verdienen Arbeitnehmer durchschnittlich nicht einmal 230 Franken pro Monat.

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