Lafarge-Holcim - Milliarden-Fusion im Beton-Business
Die Franzosen kriegen den Chef und wir den Hauptsitz

Zwei Giganten gaben sich das Ja-Wort. Doch die Elefantenhochzeit muss noch von Kartell-Behörden bewilligt werden. Auch Stellen sind in Gefahr.
Publiziert: 08.04.2014 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 10:35 Uhr
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Holcim-Präsident Rolf Soiron (l.) und Lafarge-Chef Bruno Lafont.
Foto: KEYSTONE
Von Philipp Albrecht und Patrik Berger

Sie mischen den Stoff, der Träume zu Bau­werken werden lässt. Aus ihrem Zement und Beton entstehen Strassen, Brücken und Häuser. Die beiden Branchenkönige, die Schweizer Holcim und die französische Lafarge, verschmelzen zum Zement-Giganten Lafarge-Holcim. Die neue Nummer eins wird über 130 000 Menschen beschäftigen und rund 40 Milliarden Franken umsetzen.

Beide Firmen sind in ihren Heimatländern tief verwurzelt. Holcim ist in 15 Kantonen mit über 50 Standorten präsent. Die grössten Zementwerke stehen in Eclépens VD, Siggenthal AG und Untervaz GR. In Frankreich geniesst Lafarge einen ähnlich hohen Stellenwert wie der Autobauer Renault. Wird La­farge-Holcim nun ein schweizerisches oder ein französisches Unternehmen?

Beim Namen hat Frankreich die Nase vorn. Lafarge kommt zuerst im neuen Doppelnamen.

Konzernchef wird Bruno Lafont (57), bisheriger CEO und Präsident von La­farge.

Holcim stellt den neuen Präsidenten: Wolfgang Reitzle (65) ist seit 2012 im Verwaltungsrat und gilt als Drahtzieher der Fusion. Er ist mit der TV-Moderatorin Nina Ruge (57) verheiratet. Der bisherige Holcim-Präsident Rolf Soiron (69) zieht sich nach Abschluss der Milliarden-Fusion zurück.

Grösster Aktionär bleibt ein Schweizer. Der Industriellen-Erbe Thomas Schmidheiny (68) besitzt 20 Prozent der Holcim-Aktien – ein Paket, das er vor dreissig Jahren erbte. Nach der Fusion wird er rund zehn Prozent der neuen Aktien halten.

Der Hauptsitz wird in Rapperswil-Jona SG sein, wo Holcim zu Hause ist. Die Geschäftsleitung bleibt in Zürich-Oerlikon. Das verletzt die Franzosen in ihrem Nationalstolz. Bruno Lafont relativiert: Lafarge habe mehrere Zen­tralen in Frankreich. Geforscht werde künftig in Lyon und die Aktien sollen nicht nur an der Zürcher, sondern auch an der Pariser Börse gehandelt werden.

Trotzdem macht Lafont kein Geheimnis aus seiner Bewunderung für den kleinen Nachbarn: «Wir Franzosen können viel von der Schweiz lernen. Ihr seid hervorragend organisiert», sagt er zu BLICK.

Zuerst müssen noch 15 Kartellbehörden über die Fusion befinden. Es wird damit gerechnet, dass einige Gesellschaften abgespalten und verkauft werden müssen, wo es Überschneidungen gibt. Analysten und Gewerkschaften rechnen aber nicht mit einem grossen Stellenabbau. Laut Unia könnten an der Zürcher Zentrale einzelne Arbeitsplätze gefährdet sein.

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Imperium der Schmidheinys

Rapperswil-Jona SG – Die Geschichte von Holcim ist eng mit jener der Industriellenfamilie Schmidheiny verwoben. 1914, zwei Jahre nach der Gründung der Aargauischen Portlandcementfabrik, kommt Ernst Schmidheiny durch eine Übernahme ins Unternehmen. Sieben Jahre später ist er bereits Präsident. Dann beginnt die grosse Einkaufstour – erst in Europa, später auf allen Kontinenten.

1930 wird die Firma zu Holderbank umbenannt, nach der aargauischen Standortgemeinde. Weil immer mehr Leute glaubten, dass es sich bei Holderbank um ein Finanzinstitut handelte, wurde der Name im Jahr 2001 in Holcim umgewandelt. 1935 kommt Ernst Schmid­heiny bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Seine Söhne Ernst jun. und Max übernehmen die Firma. 1976 kommt Max’ Sohn Thomas in die Konzernleitung. Zwei Jahre später übernimmt er deren Führung als CEO und bleibt es bis 2001. Noch heute sitzt der 68-Jährige im Verwaltungsrat und ist mit einem Anteil von 20 Prozent grösster Einzelaktionär. Sein Bruder Stephan Schmidheiny (65) wurde letztes Jahr im Asbest-Prozess von einem italienischen Gericht zu 18 Jahren Haft verurteilt.

Rapperswil-Jona SG – Die Geschichte von Holcim ist eng mit jener der Industriellenfamilie Schmidheiny verwoben. 1914, zwei Jahre nach der Gründung der Aargauischen Portlandcementfabrik, kommt Ernst Schmidheiny durch eine Übernahme ins Unternehmen. Sieben Jahre später ist er bereits Präsident. Dann beginnt die grosse Einkaufstour – erst in Europa, später auf allen Kontinenten.

1930 wird die Firma zu Holderbank umbenannt, nach der aargauischen Standortgemeinde. Weil immer mehr Leute glaubten, dass es sich bei Holderbank um ein Finanzinstitut handelte, wurde der Name im Jahr 2001 in Holcim umgewandelt. 1935 kommt Ernst Schmid­heiny bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Seine Söhne Ernst jun. und Max übernehmen die Firma. 1976 kommt Max’ Sohn Thomas in die Konzernleitung. Zwei Jahre später übernimmt er deren Führung als CEO und bleibt es bis 2001. Noch heute sitzt der 68-Jährige im Verwaltungsrat und ist mit einem Anteil von 20 Prozent grösster Einzelaktionär. Sein Bruder Stephan Schmidheiny (65) wurde letztes Jahr im Asbest-Prozess von einem italienischen Gericht zu 18 Jahren Haft verurteilt.

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