Im Coop im Winterthurer Quartier Hegi beginnt die Verkäuferin um 17.30 Uhr, die Hochpreisinsel zu schleifen. Mit einer Rolle roter Rabattkleber in der Schürze, scannt sie die Produkte in den Regalen. Dem Trüffelbrie drückt sie ein 25-Rabatt-Sticker auf, Roastbeef, Pouletbrust und Bio-Eier bekommen das 50-Prozent-Märkli.
Viele weitere Lebensmittel im Laden kosten plötzlich nur noch die Hälfte! BLICK macht an diesem Abend allein im Quartier-Coop zwölf Schnäppchen. Nur der Papiersack geht zum regulären Preis von 30 Rappen über den Scanner der Kasse. Kosten für diesen Einkauf: 33.70 Franken. An anderen Tagen hätte dieser 63.50 Franken gekostet. «Sie sparen 29.80 Franken», steht in fetten Buchstaben auf dem Kassenzettel.
Beginn der Rabatt-Runde ist geheim
Lieber zum halben Preis verkaufen als gar nicht. Das ist das Motto der Detailhändler. Natürlich kennen auch Migros-Kunden die Rabatt-Sticker. Zu welcher Uhrzeit abends die Preise fallen, wird nicht verraten. Jeder Filialleiter entscheide selbst, wann er die Rabattrunde starte, heisst es, wenn die Presse anfragt.
So weiss BLICK, dass bei Lidl in der Convenience-Ecke die Rabattierung der Frischprodukte jeweils zwei Stunden vor Ladenschluss startet. Ähnlich handhaben dies auch andere Detailhändler. Je nach Ladenschluss fallen die Preise gegen 18 Uhr, anderenorts mit Öffnungszeiten bis 22 Uhr dementsprechend später.
Wo landen nichtverkaufte Rabatt-Produkte?
Die Detailhändler haben gute Gründe, die Zeit der Rabatt-Runde nicht zu nennen. Wäre sie bekannt oder in allen Filialen gleich, dann würde kein Kunde mehr die Ware zum regulären Preis kaufen. Aber was passiert mit den Produkten, die trotz Preisnachlass vor Ladenschluss nicht verkauft werden?
Diese Lebensmittel gehen zu sozialen Organisationen wie «Tischlein deck dich» und «Schweizer Tafel». Sie dürfen zwar nur bis zu einem bestimmten Datum verkauft werden. Konsumiert werden können die Lebensmittel aber noch bedenkenlos einige Tage später. Bei den Bio-Eiern im BLICK-Einkaufssack liegt das sogenannte «Verbrauchsdatum» zehn Tage hinter dem «Datum zu verkaufen bis».
Samstag ist Hochkampftag für Rabattjäger
Von Rabattjägern ist zu hören, dass am Samstag am meisten zu holen ist. Vor dem Ruhetag Sonntag wollen die Detailhändler noch möglichst viel Ware loswerden. Ganz grosse Supermärkte richten in den Kühltruhen Bereiche ein, in denen alle herabgesetzten Produkte durcheinanderliegen. Schon nachmittags sieht man, wie kleinere Gruppen diese belagern.
Vor zehn Jahren machte BLICK bereits einen solchen Schnäppchen-Test. Und besuchte mehrere Filialen kurz vor Ladenschluss. Damals war die Ausbeute ähnlich hoch wie heute. Warum haben Coop, Migros und Co. die Warenlogistik inzwischen nicht besser in Griff bekommen?
Detailhändler verweisen auf bessere Logistik
«Wir konnten unsere Prozesse in den letzten Jahren deutlich verbessern und trotz steigendem Anteil an frischen Convenience-Produkten die Warenabschreiber tief halten», sagt ein Coop-Sprecher. Bei der Migros heisst es, dass der allergrösste Teil der Lebensmittel zum regulären Preis verkauft wird und durch verbesserte Prozesse Überschüsse vermieden werden können. Dazu würden selbst die Wetterprognosen, Abverkaufszahlen, Feiertage und Aktionen analysiert.
Der Wunsch der Kunden, zu jeder Zeit frische Produkte im Laden zu haben, stelle allerdings heute eine stetige Herausforderung dar, so ein Migros-Sprecher.
So wird auch in Zukunft kein Detailhändler ohne die roten Rabatt-Kleberli auskommen. Kleiner Tipp am Schluss: Fragt man ganz nett bei der Verkäuferin des Vertrauens nach, verrät sie schon einmal die Zeit der abendlichen Rabatt-Runde.
Was, du kaufst Sonderangebote? Die Feststellung, dass einen die Rabattpunkte im Lebensmittelladen anlachen wie rote Sonnen, wirkt immer noch auf manche Leute wie das Outing, man habe gerade seinen Wellensittich frittiert. Krämerseele! Man fühlt sich wie ein Sozialschädling, der abends um die Käsetheken schleicht und sich wie ein Geier den Brie krallt, der nur die Hälfte kostet. Aber mal ehrlich: Was ist schon dabei? Es ist ein normaler kapitalistischer Prozess, dass ein Händler mal zu viel Ware hat, und die dann schnell loswerden will. Das heisst verbilligt, denn ein Supermarkt ist kein Wohlfahrtsverein. Findet er einen Abnehmer, der gern Käse isst, dann freut sich der. 2.50 Franken gespart! Ist doch toll, und es geht ja nicht um Kalaschnikows zum Schnäppchenpreis. Eine Win-win-Situation, sagt der Kapitalist. Auf Rabat-Jäger runterzugucken, ist der Snobismus von Leuten, die ihren Käse doppelt geniessen, wenn der den vollen Preis gekostet hat. Schön, dass wir in einem Land leben, wo sich jeder seinen Dünkel auch leisten kann.
Was, du kaufst Sonderangebote? Die Feststellung, dass einen die Rabattpunkte im Lebensmittelladen anlachen wie rote Sonnen, wirkt immer noch auf manche Leute wie das Outing, man habe gerade seinen Wellensittich frittiert. Krämerseele! Man fühlt sich wie ein Sozialschädling, der abends um die Käsetheken schleicht und sich wie ein Geier den Brie krallt, der nur die Hälfte kostet. Aber mal ehrlich: Was ist schon dabei? Es ist ein normaler kapitalistischer Prozess, dass ein Händler mal zu viel Ware hat, und die dann schnell loswerden will. Das heisst verbilligt, denn ein Supermarkt ist kein Wohlfahrtsverein. Findet er einen Abnehmer, der gern Käse isst, dann freut sich der. 2.50 Franken gespart! Ist doch toll, und es geht ja nicht um Kalaschnikows zum Schnäppchenpreis. Eine Win-win-Situation, sagt der Kapitalist. Auf Rabat-Jäger runterzugucken, ist der Snobismus von Leuten, die ihren Käse doppelt geniessen, wenn der den vollen Preis gekostet hat. Schön, dass wir in einem Land leben, wo sich jeder seinen Dünkel auch leisten kann.
Was selbst nicht mit Rabatt-Klebern verkauft werden kann, aber noch einwandfrei ist, geht gratis an soziale Organisationen. Meist genannt sind «Tischlein deck dich» und «Schweizer Tafel». Diese sammeln die Lebensmittel ein und verteilen sie an bedürftige Haushalte. Nur gerade 1,4 Prozent der von der Migros angebotenen Lebensmittel müssen unterm Strich entsorgt werden. Der Grossteil davon wird als Biogas vergärt. Der Anteil der im Kehricht entsorgten Lebensmittel liegt bei 0,05 Prozent. Coop muss jährlich zwischen 0,1 und 0,2 Prozent Lebensmittel wegwerfen. Für den Grossteil der Lebensmittel-Abfälle sind nicht die Detailhändler, sondern die Haushalte verantwortlich. Gemäss dem Portal Foodwaste.ch werden in der Schweiz jährlich 2 Millionen Tonnen einwandfreie Lebensmittel vernichtet.
Was selbst nicht mit Rabatt-Klebern verkauft werden kann, aber noch einwandfrei ist, geht gratis an soziale Organisationen. Meist genannt sind «Tischlein deck dich» und «Schweizer Tafel». Diese sammeln die Lebensmittel ein und verteilen sie an bedürftige Haushalte. Nur gerade 1,4 Prozent der von der Migros angebotenen Lebensmittel müssen unterm Strich entsorgt werden. Der Grossteil davon wird als Biogas vergärt. Der Anteil der im Kehricht entsorgten Lebensmittel liegt bei 0,05 Prozent. Coop muss jährlich zwischen 0,1 und 0,2 Prozent Lebensmittel wegwerfen. Für den Grossteil der Lebensmittel-Abfälle sind nicht die Detailhändler, sondern die Haushalte verantwortlich. Gemäss dem Portal Foodwaste.ch werden in der Schweiz jährlich 2 Millionen Tonnen einwandfreie Lebensmittel vernichtet.
Warum den vollen Preis zahlen, wenn es auch zur Hälfte geht? Wir suchen die grössten Rabatt-Jäger der Schweiz. Schicken Sie uns ein Bild von Ihnen und Ihren Schnäppchen auf die BLICK-Whatsapp-Nummer 079 608 03 49 oder per Mail an blickwirt@ringier.ch (Betreff: «Rabatt-Jäger»). Mit Namen, Wohnort und gern auch zusätzlichen Infos zum Bild.
Warum den vollen Preis zahlen, wenn es auch zur Hälfte geht? Wir suchen die grössten Rabatt-Jäger der Schweiz. Schicken Sie uns ein Bild von Ihnen und Ihren Schnäppchen auf die BLICK-Whatsapp-Nummer 079 608 03 49 oder per Mail an blickwirt@ringier.ch (Betreff: «Rabatt-Jäger»). Mit Namen, Wohnort und gern auch zusätzlichen Infos zum Bild.