Kursfeuerwerk 30 Minuten vor Schluss
Chinas Börse hebt um 4,5 Prozent ab!

Shanghai – Für die chinesische Börse sah es auch am Mittwoch lange Zeit schlecht aus. Dann, eine halbe Stunde vor Schluss, drehte alles. Innerhalb weniger Minuten legte der Leitindex um 4,5 Prozent zu. Was ist passiert?
Publiziert: 29.07.2015 um 10:29 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:37 Uhr

Der Leitindex Shanghai Composite setzte kurz vor Schluss zum Höhenflug an und legte innert Minuten um 4,5 Prozent auf knapp 3800 Punkte zu. Am Ende des Handelstages stand der Index bei 3789,17 Punkten, das ist immer noch 3,44 Prozent höher als am Vortag.

Das Feuerwerk in Shanghei sorgte auch an anderen asiatischen Börsen für Stimmung: Der Sammelindex Stoxx 600 Asia/Pacific legte zuletzt um 0,33 Prozent auf 172,02 Punkte zu, auch in Hongkong und Tokio gab es ein leichtes Plus.

Beobachter vermuten, dass die chinesische Regierung in den letzten 30 Minuten des Handelstages im grossen Stil Aktien gekauft hat - um endlich wieder für positive Nachrichten zu sorgen. Titel aus den Sektoren Verteidigung und Militär liefen besonders gut.

Damit wurde die Talfahr, die am Montag begonnen hat, voerst gestoppt. Am Montag verzeichnete Chinas Börse den grössten Tagesverlust seit acht Jahren. Hintergrund waren Sorgen über einen Rückzug der staatlichen Unterstützung und schlechte Nachrichten aus der Realwirtschaft.

Die Turbulenzen dürfen aber noch lange nicht ausgestanden sein. Experten rechnen damit, dass Chinas Aktienmärkte noch über Monate grösseren Schwankungen ausgesetzt sein werden, weil sie jetzt extrem von staatlicher Unterstützung abhängig seien. «Schon die kleinsten Hinweise auf einen möglichen Rückzug des Staates aus den Märkten können zu Panikverkäufen führen», sagte die Wirtschaftsexpertin Sandra Heep vom Berliner China-Institut Merics in Peking.

Der Parteistaat habe mit seinen umfangreichen Interventionen «eine neue Quelle der Instabilität geschaffen», sagte Heep. Niemand wisse, wie lange die staatliche Unterstützung anhalten oder wie die Märkte bei einer Verringerung der Hilfe reagieren werden.

Angesichts der Interventionen gebe es grosse Zweifel an der Entschlossenheit der Partei, ihre 2013 abgegebenen Reformversprechen in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld umzusetzen. «Zudem frisst das permanente Krisenmanagement der Aktienmärkte die Energie wichtiger staatlicher Akteure, die von der dringend notwendigen Planung struktureller Reformen abgelenkt werden», sagte Heep.

Werde die Umsetzung der Reformen, die auf Stärkung des Binnenkonsums und der Innovationsfähigkeit chinesischer Unternehmen abzielen, weiter verzögert, werde es «unweigerlich einen weiteren Einbruch der Wachstumsraten zur Folge haben», sagte Heep.

Seit vergangenem Monat hatten Chinas Aktienmärkte eine extreme Berg- und Talfahrt hingelegt: Getrieben von Privatanlegern, die in grossen Stil Aktien auf Pump kauften, war der Leitindex in Shanghai binnen eines Jahres um über 150 Prozent gestiegen. Mitte Juni begann dann ein rasanter Kurseinbruch. Innerhalb von nur 18 Handelstagen verlor der Index 32 Prozent an Wert. Mit radikalen Eingriffen gelang es der Regierung, zunächst die Kurse zu stabilisieren. (SDA)

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