Die Gleichstellung sei seit 37 Jahren in der Verfassung verankert, das Gesetz dazu seit 22 Jahren in Kraft. Dennoch seien Macht und Geld auch heute unterschiedlich auf Frauen und Männer verteilt, erklärten Sprecherinnen von Gewerkschaften, Parteien und Frauenorganisationen auf dem Bundesplatz.
Frauen verdienten rund einen Fünftel weniger als Männer, seien in Politik und Wirtschaft untervertreten und verrichteten den Hauptteil der unbezahlten Arbeit. Jeder Frau entgingen so pro Monat im Schnitt 600 Franken.
«Skandalöser Lohnklau»
«Den Frauen in der Schweiz werden jedes Jahr zehn Milliarden Franken vorenthalten», sagte Vania Alleva, Präsidentin der Gewerkschaft Unia. Das Gebot der Gleichstellung werde mit Füssen getreten, die Politik müsse endlich gegen den Skandal der Lohn-Ungleichheit vorgehen. Für die Gewerkschaft kommt die Ungleichheit einem «skandalösen Lohnklau» gleich, so die Medienmitteilung.
Bunte Ballone und viele Transparente prägten das Bild auf dem prall gefüllten Bundesplatz. «Egal ob Luis oder Luisa - gleicher Lohn!» war auf einem Transparent zu lesen, «Lohngleichheit geht uns alle an» auf einem anderen. «Genug ist genug» war ein vielgehörter Slogan.
Montag ist der Nationalrat dran
«Runter mit den Boni - hinauf mit den Frauenlöhnen» hatten Demonstrierende auf dem Weg zum Bundeshaus skandiert. Auch ein Demoblock für einen Frauenstreik am 14. Juni 2019 lief mit. Einen nationalen Frauenstreik wie 1991 brauche es, um zu zeigen, dass ohne Frauen gar nichts gehe, sagte eine Demonstrantin.
Der Nationalrat entscheidet an diesem Montag über Massnahmen gegen Lohndiskriminierung. Folgt er der knappen Mehrheit der vorberatenden Kommission, müssen grosse Unternehmen künftig prüfen, ob sie Männern und Frauen für gleichwertige Arbeit gleich viel zahlen.
Ein Zeichen
Einer Minderheit aus SVP- und FDP-Vertretern geht das zu weit. Sie beantragt, gar nicht erst auf die Vorlage einzutreten. Anders sieht es Unia-Präsidentin Alleva: Es handle sich bloss um eine «Mini-Reform», sagte sie am Samstag auf dem Bundesplatz.
Immerhin könne der Nationalrat so ein Zeichen setzen. «Ohne Lohntransparenz und Lohnkontrollen werden wir auch in Zukunft im Dunkeln tappen», mahnte die Gewerkschaft Syndicom in einem Communiqué. Und weiter: «Enough. Genug gewartet – Lohngleichheit jetzt!» Es brauche nun wirksame Massnahmen auf der Ebene der Politik.
Alle kleine Firmen sollen mitmachen müssen
Sagt der Nationalrat Nein zu den Forderungen, dann so die Unia in einer Medienmitteilung sei man bereit, «mit härteren Bandagen zu kämpfen». Zusammen mit weiteren Organisationen und Gewerkschaften bereite sie für 2019 einen Frauenstreik vor.
«Lohngleichheit ist eine Frage der Gerechtigkeit», betonte auch Dorothea Forster, Präsidentin der Evangelischen Frauen Schweiz (EFS). Dass Unternehmen erst ab 100 Angestellten zur Lohnanalyse verpflichtet werden sollten, reiche bei weitem nicht aus. Alle Betriebe ab 25 Angestellten sollten dies tun müssen. (SDA/jfr)