Wer auf Immoscout24 und Homegate eine Wohnung ausschreibt, muss seit diesem Jahr deutlich tiefer in die Tasche greifen als in den Jahren zuvor. Der Grund: Die Immobilien-Plattformen haben ihre Preismodelle angepasst. Die Kosten für Wohnungsinserate sind dadurch für alle Kunden deutlich höher.
Wie stark die Preise gestiegen sind, darauf will die Muttergesellschaft Swiss Marketplace Group SMG, an der auch das Medienhaus Ringier (Blick-Herausgeberin) und die TX Group beteiligt sind, keine klare Antwort geben. «Die Preise variieren stark, je nachdem, welche Dienstleistung bezogen wird», sagt Martin Waeber (52), Immobilien-Chef der SMG. Deshalb falle der Preisanstieg je nach Kunde unterschiedlich gross aus. Sicher ist: Die Erhöhung war nicht eben klein. Im Schnitt liegt sie laut Waeber bei unter 20 Prozent. Es gebe aber auch Kunden, die 40 bis 60 Prozent mehr bezahlen müssten.
Preiserhöhung sorgt für Ärger
In der Immobilienbranche haben die Preiserhöhungen für mächtig Ärger gesorgt. Betroffene sprechen von einer Verdoppelung bis hin zu Verzehnfachung der Preise. «Klar gab es Kunden, die plötzlich das Doppelte oder mehr bezahlen mussten», räumt Waeber ein. Das sei dann aber nicht allein aufgrund der Preiserhöhung, sondern weil gleichzeitig eine Änderung im Portfolio des Kunden vorgenommen wurde. «Wenn der Inserent von einem Starter-Paket mit Rabatt beispielsweise zu einem Profi-Abo wechselt.»
Die Preismodelle der Immo-Plattformen unterscheiden zwischen privaten und professionellen Inserenten, dem Wert der Immobilie, wie gross die Reichweite eines Inserats ist und welche Zusatzleistungen bezogen werden. Will ein privater Inserent seine Wohnung auf Homegate oder Immoscout24 ausschreiben, kostet das zwischen 200 und 400 Franken pro Monat. Eine Immobilienfirma, die regelmässig Objekte mit einer grossen Reichweite inseriert, bezahlt zum Teil Tausende Franken pro Monat.
Aufstand der Immo-Firmen
In der Immobilienbranche wurde nach der Preiserhöhung Kritik laut, der Zusammenschluss der beiden Plattformen habe zu einer Marktdominanz geführt, die den Wettbewerb einschränke. Der Schweizerische Verband der Immobilienwirtschaft Svit hat von seinen Mitgliederorganisationen Forderungen erhalten, die Zusammenarbeit mit SMG im Bereich des Sponsorings zu beenden.
«Das Joint Venture hat im Immobiliensektor Unbehagen ausgelöst», sagt Marcel Hug (54), CEO von Svit Schweiz. Mitglieder des Verbands werfen der SMG vor, durch ihre Marktdominanz die Preise diktieren zu können.
Waeber wehrt sich gegen diesen Vorwurf: «Wir haben die Preise erhöht, weil die Leistung sich verbessert hat», sagt er. Beispielsweise habe sich die Reichweite vergrössert und Inserenten hätten pro Wohnung über 10 Prozent mehr Interessenten. Die SMG habe zwar eine solide Position im Markt, aber keine marktmächtige Stellung.
Das sagt die Weko
Homegate und Immoscout24, einst erbitterte Konkurrenten, wurden vor drei Jahren zusammengeführt. Die Muttergesellschaft SMG gehört heute zu je rund 30 Prozent den Medienhäusern Ringier und TX Group und der Mobiliar. 10 Prozent gehören dem US-Finanzinvestor General Atlantic. Aktuell bringt sich die SMG für einen Börsengang in Stellung. Die Zusammenlegung 2021 unterlag nicht der Kontrolle durch die Wettbewerbskommission Weko.
Doch inzwischen ist die SMG auch bei der Weko ein Thema. Man habe in letzter Zeit Anfragen aus der Bevölkerung erhalten, die deren Preispolitik betreffen. Die Weko räumt auf Anfrage ein, dass «gewisse Indizien für eine starke Stellung von SMG in einzelnen Märkten bestehe». Das Kartellrecht verbiete eine marktmächtige Stellung allerdings nicht, sondern nur deren Missbrauch.
Preisüberwacher eröffnet Abklärung
Wenn es sich dabei um Preismissbrauch handle, sei in erster Linie der Preisüberwacher zuständig. «Wir haben bisher kein formelles Verfahren eröffnet», sagt Carole Söhner (53), Vizedirektorin der Weko.
Der Preisüberwacher wurde bereits Anfang Jahr aktiv. «Die Abklärungen zu den SMG Immobilienplattformen sind derzeit in vollem Gange» heisst es dort. Man rechne frühestens gegen Ende 2024 mit ersten Ergebnissen.
Nicht nur für Inserenten haben sich die Kosten bei Immoscout24 und Homegate erhöht. Auch Mieter werden seit kurzem zur Kasse gebeten. Wer in Städten wie Zürich, Bern und Genf nach einer neuen Wohnung sucht, kann ein Mieter-Plus-Abo lösen. Für 39 Franken pro Monat lassen sich die Chancen darauf, etwas zu finden, deutlich erhöhen. Denn wer bezahlt, sieht die Kontaktdaten für ausgeschriebene Wohnungen 72 Stunden vor allen anderen. Ein entscheidender Vorsprung. Bedenkt man, dass Wohnungen in solchen Städten in der Regel innert 24 Stunden vom Markt sind. Will die Muttergesellschaft der zwei Plattformen, die Swiss Marketplace Group SMG, aus der Notlage der Kunden Profit schlagen? Martin Waeber (52), Immobilien-Chef der SMG, streitet das ab: «Mir ist klar, dass das ein ambivalentes Produkt ist», räumt er ein. Doch man löse damit auch ein Problem, das Inserenten in diesen Städten seit einiger Zeit haben: Auf ein Inserat melden sich in so kurzer Zeit so viele Bewerber, dass der Aufwand kaum mehr zu bewältigen sei. Dorothea Vollenweider
Nicht nur für Inserenten haben sich die Kosten bei Immoscout24 und Homegate erhöht. Auch Mieter werden seit kurzem zur Kasse gebeten. Wer in Städten wie Zürich, Bern und Genf nach einer neuen Wohnung sucht, kann ein Mieter-Plus-Abo lösen. Für 39 Franken pro Monat lassen sich die Chancen darauf, etwas zu finden, deutlich erhöhen. Denn wer bezahlt, sieht die Kontaktdaten für ausgeschriebene Wohnungen 72 Stunden vor allen anderen. Ein entscheidender Vorsprung. Bedenkt man, dass Wohnungen in solchen Städten in der Regel innert 24 Stunden vom Markt sind. Will die Muttergesellschaft der zwei Plattformen, die Swiss Marketplace Group SMG, aus der Notlage der Kunden Profit schlagen? Martin Waeber (52), Immobilien-Chef der SMG, streitet das ab: «Mir ist klar, dass das ein ambivalentes Produkt ist», räumt er ein. Doch man löse damit auch ein Problem, das Inserenten in diesen Städten seit einiger Zeit haben: Auf ein Inserat melden sich in so kurzer Zeit so viele Bewerber, dass der Aufwand kaum mehr zu bewältigen sei. Dorothea Vollenweider