Einst half WIR Schweizer Schreinereien, Bäckereien und anderen Kleinbetrieben aus der Krise. Nun steckt die Komplementärwährung für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) selber in der Krise.
1934 ging es der Wirtschaft schlecht. Die deshalb ins Leben gerufene Komplementärwährung WIR sollte die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) wieder in die Spur bringen. Das Konzept ist simpel: Firmen nehmen bei der Bank Kredite in WIR auf. So wird das Geld geschöpft. Der Zins beträgt zwischen plus 1.25 bis minus 1.5 Prozent. Verglichen mit dem Standard-Zinssatz von 5 Prozent ist das wenig.
Innerhalb des WIR-Netzwerkes werden dann von der WIR-Bank ausgestellte Schecks als Zahlungsmittel verwendet – zusätzlich zum Franken. Bis 1948 wurde den Unternehmen ein Negativzins vom Bankkonto abgeschrieben, wenn sie WIR horteten. Ein Umstand, der Sparern heute bekannt sein dürfte. Dieses Schwundgeld sorgte dafür, dass die Firmen ihr WIR-Geld sofort wieder in Umlauf brachten und so die Wirtschaft ankurbelten.
1934 ging es der Wirtschaft schlecht. Die deshalb ins Leben gerufene Komplementärwährung WIR sollte die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) wieder in die Spur bringen. Das Konzept ist simpel: Firmen nehmen bei der Bank Kredite in WIR auf. So wird das Geld geschöpft. Der Zins beträgt zwischen plus 1.25 bis minus 1.5 Prozent. Verglichen mit dem Standard-Zinssatz von 5 Prozent ist das wenig.
Innerhalb des WIR-Netzwerkes werden dann von der WIR-Bank ausgestellte Schecks als Zahlungsmittel verwendet – zusätzlich zum Franken. Bis 1948 wurde den Unternehmen ein Negativzins vom Bankkonto abgeschrieben, wenn sie WIR horteten. Ein Umstand, der Sparern heute bekannt sein dürfte. Dieses Schwundgeld sorgte dafür, dass die Firmen ihr WIR-Geld sofort wieder in Umlauf brachten und so die Wirtschaft ankurbelten.
Der Direktor der Berner KMU, Christoph Erb (62), spürt eine Veränderung im Gewerbe. «Früher, etwa in den 90er-Jahren, waren WIR-Kredite wahrscheinlich attraktiver als heute», mutmasst er. Und weiter: «Es gab schon immer Gegner und Fans des Systems.» Als drittes Lager kommen noch all die Unternehmen hinzu, welche die Komplementärwährung in den typischen WIR-Branchen annehmen. Ob sie wollen oder nicht. Denn verlassen sie das Geldsystem, könnten sie Kunden und Lieferanten verlieren.
Die klare Tendenz: Es gibt immer weniger Befürworter.
Belastung für KMU
Das grösste Problem für viele KMU: Sie sitzen auf WIR – und werden sie nicht mehr los. Einen Rücktausch in Franken lehnt die Bank ab. Die Unternehmen stehen also vor der Wahl, entweder WIR abzuschreiben oder auf dem Schwarzmarkt loszuwerden. Dort ist der Kurs der Komplementärwährung zusammengebrochen. Ein WIR entspricht heute nur noch etwa 65 Rappen, obwohl die Bank eigentlich ein Eins-zu-eins-Verhältnis verspricht.
«Ich will nie wieder etwas mit WIR zu tun haben», sagt ein aufgebrachter Kaminfeger aus Schaffhausen zu BLICK. Jahrelang habe er mitgemacht. Doch vor einigen Wochen hörte er damit auf. Viel Geld habe er wegen WIR verloren.
Es schwinden die Kunden
Er ist bei weitem nicht der Einzige. Die Anzahl Teilnehmer, die bei WIR mitmachen, wird immer kleiner. Heute sind noch 30'000 Unternehmen im WIR-System. Vor zehn Jahren waren es fast 25 Prozent mehr. Oder anders formuliert: Dem System gingen innerhalb eines Jahrzehnts Tausende Kunden flöten. Ein happiger Verlust.
Die KMU stecken in der Zwickmühle. Kehren sie WIR den Rücken, drohen sie langjährige und wichtige Geschäftspartner zu verlieren. Oder die Firmen bleiben der Währung treu, obwohl ihnen diese ein Klotz am Bein ist.
Dauert der WIR-Exodus an, bricht das System zusammen
Das System beruht darauf, dass möglichst viele Unternehmen mit dem WIR-Geld geschäften. Und es schnellstmöglich wieder loswerden wollen. Doch nun möchten viele KMU endgültig raus.
Für das System ist dies heikel. Je weniger Unternehmen WIR annehmen, desto weniger Abnehmer können die verbliebenen WIR-Firmen finden – und umso mehr wollen folglich von der Währung wegkommen. Ein Teufelskreis. Setzt sich der grosse Exodus aus dem System fort, fällt das System in sich zusammen.
Experte ist kritisch
Der emeritierte Bankenprofessor Hans Geiger (74) prognostiziert der WIR-Währung keine glänzende Zukunft. Während Jahrzehnten lehrte er an der Universität Zürich und war unter anderem für die Credit Suisse tätig. «Das ökonomische Umfeld für ein erfolgreiches Geschäft mit WIR ist heute schlicht nicht mehr gegeben», sagt er.
«Wir haben zu viel Geld im System, angeheizt durch expansive Geldpolitik.» Das sei das genaue Gegenteil der ursprünglichen Ausgangslage. Deshalb ist er sicher: «Die WIR-Währung in der Schweiz wird bald Geschichte sein.»
Lesen Sie hier, wie der CEO der WIR-Bank, Bruno Stiegeler, auf die Vorwürfe reagiert. BLICK hat ihn zum Gespräch getroffen.