Krise im Detailhandel trifft das Personal
Löhne im freien Fall

Der neue Lohnrechner des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds zeigt: Die Löhne in der Detailhandelsbranche sind massiv unter Druck.
Publiziert: 12.03.2017 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:17 Uhr
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Das Verkaufspersonal verdient immer weniger.
Foto: Keystone
Moritz Kaufmann

Kassieren ist eigentlich die Kernkompetenz des Personals an der Kasse im Detailhandel. Wenn es um den eigenen Lohn geht, gibt es für sie aber immer weniger einzunehmen. Die Löhne für das Verkaufspersonal sind in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken. Das geht aus dem neuen Internet-Lohnrechner des Schweizerische Gewerkschaftsbunds (SGB) hervor.

«Starker Franken, Onlineshopping, Preisdruck»

Die Daten zeigen: In der ganzen Schweiz sind die Löhne für Verkäufer gesunken. In der Zentralschweiz schrumpfte der Medianlohn zwischen 2010 und 2014 am meisten – von 4800 auf 4500 Franken monatlich (siehe Tabelle). Je nach Region liegt das Minus zwischen zwei und sechs Prozent.

«Der Detailhandel ist eine der Branchen mit den grössten Problemen. Hier kommt alles zusammen: der starke Franken, Onlineshopping, Preisdruck», sagt Daniel Lampart (48) vom SGB. Der Preisdruck werde ans Personal weitergegeben.

«Im Detailhandel kommen alle Probleme zusammen»: SGB-Chefökonom Daniel Lampart.
Foto: MARCEL BIERI

Auffällig: Die Lohnentwicklung ist insbesondere bei den langjährigen Verkäufern negativ. «Der Markt zahlt Erfahrung und eine Berufsausbildung schlechter.» Auch die Einstiegslöhne seien unter Druck. Und: «Es wird immer schwieriger, lohntechnisch aufzusteigen», so Lampart.

Stabile Verhältnisse bei den Grossverteilern

Die Zahlen des SGB stehen im krassen Widerspruch zu Aussagen der Detailhändler: «Coop hat die Löhne in den letzten zwölf Jahren um fast 20 Prozent angehoben», sagt Mediensprecher Ramon Gander. Aldi schreibt: «Wie in den vorhergehenden Jahren wurden die Löhne bei Aldi auch für das Jahr 2017 wieder angehoben.» Und auch die Migros beteuert: «Während in den letzten Jahren die Preise auf den Produkten kontinuierlich sanken, nahm die Lohnsumme jedes Jahr ebenso kontinuierlich zu.»

Die Lohnentwicklung im Detailhandel
Foto: SonntagsBlick

Was stimmt nun? «Gewisse Ketten behaupten, sie hätten die Löhne angehoben. Unsere Daten stellen das in Frage. Das treibt uns um», sagt Lampart. «Was man sicher sagen kann: Bei Migros und Coop sind die Verhältnisse stabil. Dort gibt es einen Gesamtarbeitsvertrag (GAV). Aber es gibt auch viele neue Ketten, die kommen und gehen. Da gibt es keinen GAV, ein Überblick ist sehr schwierig.»

Die Gewerkschaften fordern nun einen GAV mit verbindlichen Löhnen für die ganze Branche. Lampart bedauert: «Gespräche werden immer wieder geführt. Am Schluss gibt es immer jemanden, der ihn nicht unterschreiben will.»

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