Krise im Amt für Wirtschaft
Kanton Aargau holt «Managerin zur Miete» – für 470'000 Franken im Jahr

Ein Projekt zur Reorganisation der Aargauer RAV-Stellen hat das kantonale Amt für Wirtschaft und Arbeit in die Krise gestürzt. Dieses verliert Ende Jahr auch noch den Leiter. Der Regierungsrat hat nun reagiert und eine temporäre Managerin geholt – zu teuren Konditionen.
Publiziert: 12.11.2024 um 10:45 Uhr
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Ein Projekt zur Zentralisierung der Prozesse in den sieben RAV-Ämtern des Kantons Aargau führte zu einem Vertrauensverlust im Amt.
Foto: Keystone

Auf einen Blick

  • Krise im Amt für Wirtschaft und Arbeit im Aargau
  • Übergangsleiterin Ursula Gehbauer Tichler soll Stabilität bringen
  • Kosten für Interimslösung bis zu 470'000 Franken jährlich
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Im Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Aargau brodelt es: Im zweiten Halbjahr 2023 haben zahlreiche Angestellte ihren Job hingeworfen. Stellen sind weiterhin unbesetzt. Und Ende Jahr geht auch der bisherige Amtsleiter Daniel Lang.

Nun hat der Aargauer Regierungsrat einen Ersatz gefunden, der aufräumen soll. Einen nicht gerade billigen Ersatz. Ursula Gehbauer Tichler (58) übernimmt als Übergangsleiterin, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet. Die 58-jährige Bündnerin – auf ihrer Website nennt sie sich «The Manager for Rent», also die Managerin zur Miete – ist spezialisiert auf kurzfristige Einsätze. Und ihr Engagement lässt sie sich gut bezahlen. Ihr Mandat kostet den Kanton Aargau laut dem Bericht bis zu 470'000 Franken im Jahr, basierend auf einem 80-Prozent-Pensum. Das entspricht einem Tagessatz von 2500 Franken.

Projekt löste Krise im Amt aus

Der Grund für die Krise im Amt, der Gehbauer Tichler nun Herrin werden soll: Ein Projekt zur Zentralisierung der Prozesse in den sieben regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) führte zu Kritik und einem Vertrauensverlust im Amt. Besonders betroffen ist die Sektion Arbeitsmarktliche Integration (AMI), wo es zu den vielen Kündigungen gekommen ist. Im Februar 2024 ist auch die Sektionsleiterin gegangen.

Eine vom Kanton bestellte Organisationsanalyse untermalte im August die schwierige Situation. Der zuständige Regierungsrat Dieter Egli (54) sprach damals von einer «deutlichen Krise» im Amt und betonte die «mangelhafte Führungskultur». Eine Taskforce unter der Leitung seines Generalsekretärs wurde eingesetzt, die auch die Leitung des AMI übernahm. Das Reorganisationsprojekt ist vorerst auf Eis gelegt.

«Wir geben nicht mehr aus als mit der Normalbesetzung»

Im Amt für Wirtschaft und Arbeit fehlt weiterhin Personal. Auf der kantonalen Stellenbörse sind derzeit vier Stellen ausgeschrieben. Auch für die Amtsleitung suchte der Kanton seit Anfang September nach einer geeigneten Person. Mit Gehbauer Tichler, die bis Dezember 2023 ein gutes Jahr lang das Zürcher Amt für Wirtschaft und Arbeit interimistisch geleitet hatte, fand Egli nur eine Übergangslösung. 

Den hohen Mandatslohn von Gehbauer Tichler rechtfertigte der Regierungsrat gegenüber der «Aargauer Zeitung» so: Der Kanton müsse nur die effektiv benötigte Zeit zahlen. «Grundsätzlich erfolgt der Einsatz so kurz wie möglich.» Bis eine definitive Nachfolge gefunden sei, würde es aber einige Monate dauern. 

Und Egli stellt klar: Die Interimslösung kostet nicht mehr als die reguläre Besetzung der beiden Funktionen. «Wir geben nicht mehr aus als mit der Normalbesetzung.»

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