Krippe, Hochzeit, Cybermobbing
Die schrägsten Versicherungen der Schweiz

Zurich geht mit Lockvogel-Angeboten auf Kundenfang.
Publiziert: 07.06.2015 um 19:26 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:43 Uhr
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Hochzeits-Versicherung: Fällt der schönste Tag des Lebens ins Wasser, sind zumindest die Kosten gedeckt.
Foto: Getty
Von Martina Wacker

Lästige Telefonwerbung, undurchsichtige Produkte, schwer verständliche Sprache: Kaum eine Branche hat mit so vielen Vorurteilen zu kämpfen wie die Versicherer. Desto kreativer müssen sie sein, um neue Kunden zu gewinnen. Besonders ideenreich ist man offenbar bei der Zurich-Versicherung. Dort gibt es sogar eine Krippenversicherung.

Erfinderin des Produkts ist Ellen Rohn Winiger (38), zweifache Mutter und bei Zurich zuständig für Familienangebote. Sie kannte das Kinderkrippenproblem aus eigener Erfahrung: Wenn ihre Kinder krank sind, muss sie die Krippenplätze trotzdem bezahlen. Das geht ins Geld.

Ein Krippentag in der Schweiz kostet 100 bis 150 Franken. Ist das Kind eine Woche krank, bezahlen die Eltern bis zu 750 Franken, ohne eine Leistung bezogen zu haben. Damit nicht genug: «Neben den Ausgaben für die Kita zahlen wir zusätzlich eine Nanny, die zu Hause auf die Kinder aufpasst», sagt sie.

Wie Ellen Rohn Winiger geht es vielen Familien. Jedes dritte Kind besucht eine Krippe. Die meisten Anbieter berechnen den Kita-Platz auch, wenn das Kind krank ist. «Das führt immer wieder zu Spannungen zwischen Leitern und den Eltern, vor allem wenn die Kinder länger krank sind», sagt Kathrin Toberer (56), Inhaberin der Krippenbetreiberin Familienservice.

Hier verspricht die Krippenversicherung eine Lösung: Bis zu einem Höchstbetrag von 5000 Franken übernimmt sie die Zahlung der nicht genutzten Krippentage – bei einer Jahresprämie von gerade mal 288 Franken.

Stefan Thurnherr (50) hält das für ein «Lockvogelangebot». «Es ist offensichtlich, dass die Prämie die absehbare Schadenleistung kaum abdeckt», so der Versicherungsexperte beim Vermögenszentrum VZ. Für ihn ist klar: «Machen viele Eltern von der Versicherung Gebrauch, muss die Prämie bald erhöht werden.» Die Zurich müsse sonst die Krippenversicherung mit den Erträgen aus anderen Produkten querfinanzieren.

Die Zurich macht keinen Hehl daraus, dass sie mit der Krippenversicherung Werbung betreibt, um den Kunden weitere Policen zu verkaufen. Schliesslich sind Familien für Versicherungen eine interessante Klientel. Und: Die Zurich hat bereits Erfahrung mit Produkten, die vor allem zu Marketingzwecken kreiert wurden. 

2011 lancierte sie die erste Hochzeitsversicherung. Für 69 Franken können sich Paare gegen unerwartete Ereignisse wie Tod, Krankheit oder eine Insolvenz des Veranstalters versichern lassen. Die Auszahlung erfolgt allerdings nicht, wenn Braut und Bräutigam es sich kurz vor der Hochzeit noch einmal anders überlegen.

Was mit einem Augenzwinkern begann, wurde zum Verkaufsschlager. «Im letzten Jahr konnten wir den Verkauf verdoppeln», sagt Zurich-Sprecher Franco Tonozzi.

Noch kein Renner ist hingegen die vor zwei Jahren lancierte Cybermobbing-Versicherung. Sie soll Betroffenen helfen, gegen persönlichkeitsverletzende Bilder und Filme, aber auch Beschimpfungen oder Beleidigungen im Internet vorzugehen. Ein ähnliches Produkt bietet auch Axa Winterthur an.

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