Kreuzlinger Gastronom Hans-Peter Vianden: «Not macht erfinderisch»
Ein Hotel für Einkaufs-Touristen

Hans-Peter Vianden senkt die Preise für seine Hotel-Zimmer auf Konstanzer Niveau, um so Einkaufstouristen anzulocken. Er hat keine andere Wahl, sagt er.
Publiziert: 20.10.2015 um 20:24 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:39 Uhr
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Hotelier und Gastronom Hans-Peter Vianden vor seinem Hotel. Im Hintergrund der Kreuzlinger Hauptzoll.
Foto: Siggi Bucher
Von Ulrich Rotzinger

Nur 60 Meter entfernt vom Kreuzlinger Hauptzoll, der direkt in die benachbarte Einkaufsstadt Konstanz (D) führt, betreibt Hans-Peter Vianden (65) das Boutique-Hotel Six. Auf der Website seines Hotels lockt er seit dieser Woche mit neuen Pauschal-Angeboten, die speziell auf Einkaufstouristen ausgelegt sind. «Wir unterstützen ab sofort unsere Schweizer Gäste bei ihrem Einkaufstourismus», bestätigt Inhaber Vianden im Gespräch mit BLICK.

Nicht erst seit dem Franken-Schock Mitte Januar leidet das Kreuzlinger Gewerbe unter dem Sog der Bodensee-Einkaufsmetropole auf die Schweizerinnen und Schweizer, sagt Vianden.

Wie jetzt bekannt wird, müssen deutsche Zöllner derzeit so viele Mehrwertsteuer-Ausfuhrkassenzettel von Schweizern abstempeln wie noch nie. «Not macht erfinderisch», sagt sich Vianden und fällt den Entschluss: «Bei uns zahlen Schweizer Einkaufstouristen ihren Aufenthalt mit der rückerstatteten deutschen Mehrwertsteuer.»

Und das funktioniert so: Beispielsweise bietet das Package «Kurzes Weekend» zwei Einkaufstage in Konstanz, eine Übernachtung für zwei Personen im Doppelzimmer für 220 Franken. Im Preis enthalten sind Begrüssungs-Cüpli, zwei Antipasti-Teller, Gratis-Parkplatz, Einkaufsberatung sowie -tipps. «Nur die Verzollung der Einkäufe übernehmen wir nicht», lacht Vianden.

Sein Angebotspreis von 220 Franken ist genau auf die maximale Rückerstattung der deutschen Mehrwertsteuer kalkuliert. Die beträgt bei einem maximalen Netto-Einkaufswert von 1200 Franken genau 228 Franken.

Dass es sich hierbei um einen Marketing-Gag handle, will ­Vianden nicht gelten lassen. «Wir können hier in Kreuzlingen nicht anders überleben, als die Preise dem Konstanzer Niveau anzupassen.»

Er ist überzeugt, dass seine Pauschalangebote nicht nur bei Schweizer Schnäppchen­jägern ankommen. Stolz verweist Vianden auf einen prominenten Gast: «Arena»-Moderator Jonas Projer (33), der Anfang September in seinem Hotel nächtigte. «Er fühlte sich auch bei uns wohl», sagt Vianden mit einem Augenzwinkern. Auch der Kaffee für 2.90 Franken habe ihm geschmeckt.

Rekord bei Ausfuhr-Stempeln

Deutsche Zöllner stempelten im Akkord Ausfuhrbelege. Die grünen Zettel, mit denen sich Schweizer die deutsche Mehrwertsteuer von 19 Prozent zurückerstatten lassen, sind ein guter Indikator für die Zunahme des Einkaufstourismus. BLICK liegen die Zahlen des deutschen Zolls vor: Auf 2,84 Millionen Ausfuhrzettel im dritten Quartal kommt das Hauptzollamt Singen. Seit Jahresanfang sind es 8,4 Millionen grüne Zettel (per Ende September). Die Zunahme gegenüber dem Vorjahr beträgt 7,7 Prozent. Das Hauptzollamt Lörrach zählte bisher 4,6 Millionen Zettel – ein Plus von 21 Prozent im Vorjahresvergleich. Im dritten Quartal stempelten die Zöllner in Lörrach 1,49 Millionen Zettel ab. Doch nun läuft das stärkste Quartal mit den Weihnachtseinkäufen. Gleichzeitig stempelt der deutsche Zoll wieder Rechnungen von Internetbestellungen über eine deutsche Liefer­adresse ab – einen Monat lang konnten Schweizer Einkäufer hier die Mehrwertsteuer nicht zurückfordern. Die Hauptzollämter rechnen also mit einem neuen Rekordjahr. 2014 stempelten sie 15,7 Millionen grüne Zettel ab. Schweizer Detailhändler verlieren durch den Einkaufstourismus im Ausland bereits über elf Milliarden Franken.

Deutsche Zöllner stempelten im Akkord Ausfuhrbelege. Die grünen Zettel, mit denen sich Schweizer die deutsche Mehrwertsteuer von 19 Prozent zurückerstatten lassen, sind ein guter Indikator für die Zunahme des Einkaufstourismus. BLICK liegen die Zahlen des deutschen Zolls vor: Auf 2,84 Millionen Ausfuhrzettel im dritten Quartal kommt das Hauptzollamt Singen. Seit Jahresanfang sind es 8,4 Millionen grüne Zettel (per Ende September). Die Zunahme gegenüber dem Vorjahr beträgt 7,7 Prozent. Das Hauptzollamt Lörrach zählte bisher 4,6 Millionen Zettel – ein Plus von 21 Prozent im Vorjahresvergleich. Im dritten Quartal stempelten die Zöllner in Lörrach 1,49 Millionen Zettel ab. Doch nun läuft das stärkste Quartal mit den Weihnachtseinkäufen. Gleichzeitig stempelt der deutsche Zoll wieder Rechnungen von Internetbestellungen über eine deutsche Liefer­adresse ab – einen Monat lang konnten Schweizer Einkäufer hier die Mehrwertsteuer nicht zurückfordern. Die Hauptzollämter rechnen also mit einem neuen Rekordjahr. 2014 stempelten sie 15,7 Millionen grüne Zettel ab. Schweizer Detailhändler verlieren durch den Einkaufstourismus im Ausland bereits über elf Milliarden Franken.

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