Die Angst vor einer Zweiklassenmedizin geht um in der Schweiz. Die Befürchtungen: Nur noch Vermögende können sich die besten Therapien leisten. Der grosse Durchschnitt aber muss sich mit den Behandlungen zufrieden geben, welche die Krankenkassen bezahlen.
Jetzt schlägt Roger Stupp (55), Chefarzt Onkologie am Zürcher Unispital, Alarm. «Wir steuern mit Riesenschritten auf die Zweiklassenmedizin zu», sagt er in einem «Tages-Anzeiger»-Interview. Der Mann spricht aus Erfahrung: Er habe mehrere Patienten behandelt die 100'000 Franken oder mehr für ein Krebsmedikament bezahlt hätten - aus dem eigenen Sack, sagt er.
Ärzte und Kassen im Streit
Der Grund für diesen Missstand: Viele Krankenkassen übernehmen die Kosten von teueren Krebstherapien nicht mehr. Nur weil ein Medikament kassenpflichtig sei, heisse das noch lange nicht, dass es die Krankenkassen auch übernehmen.
«Sobald ein Patient ein Medikament für eine spezifische Krebserkrankung benötigt, für die das Präparat aber nicht zugelassen ist, wird es sofort schwierig», sagt der Chefarzt im «Tages-Anzeiger». Ärzte und Krankenkassen liegen sich deswegen in den Haaren.
Therapien werden teurer
Krebsmedikamente würden immer häufiger kombiniert. Das erhöht laut dem Bericht zwar die Heilungschancen, verteuert aber die Thearpie. Ein Teufelskreis, dem offenbar vermehrt nur noch Patienten entkommen, die sich auf eigene Kosten mit den wirkungsvollsten Medikamenten eindecken können.
Onkologe Roger Stupp setzt sich vehement gegen diese Entwicklungen ein. «Ich kämpfe jeden Tag dafür, dass ich für alle meine Patienten die Medizin machen kann, die ich für richtig erachte. Ohne Rücksicht auf die Finanzen des Patienten», sagt er. (pbe)