Kraftakt Digitalisierung
Der Job-Killer bringt uns massenhaft Arbeit

Internet und Roboter. Fluch oder Segen? Internationale Studien sehen grosse Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt voraus. BLICK wagt in einer mehrteiligen Serie den Blick ins Jahr 2050.
Publiziert: 15.05.2017 um 00:06 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 11:15 Uhr
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Futuristisch und voll digitalisiert: So könnten unsere Städte schon in ein paar Jahren aussehen.
Foto: everlite
Myrte Müller

Die Zukunftsvisionen versprechen das Blaue vom Himmel. Autos fahren von selber. Staus sind Geschichte. Drohnen bringen die Post – nicht der Pöstler. Wenn es Briefsendungen überhaupt noch gibt. Denn: Geshoppt, gereist und kommuniziert wird längst per Mausklick. Das Büro verschwindet im Tablet. Ein Roboter baut unsere Alltagsgegenstände, pflegt oder operiert gar Patienten. Sieht so das Leben 2050 aus? Vielleicht. Fakt scheint: Der Mensch braucht den Menschen nicht mehr.

Die Studie The Future of Employment von Zukunftsforschern der englischen Universität Oxford malt ein düsteres Bild. Ihr Ausblick für 2050: Jeder zweite Beruf dürfte in den kommenden Jahrzehnten automatisiert werden. 

Auch Robert Rudolph (50), Mitglied der Geschäftsleitung des Maschinenbau-Verbandes Swissmem und Chef der Initiative Industrie 2025, prognostiziert: «Ungelernte Kräfte werden es sehr schwer haben in der Schweiz!» 

Credo: Was automatisiert werden kann, wird automatisiert

Medien-Headhunter Philip Hofmann (40) von Hans Hofmann und Partner sagt: «Die Digitalisierung wird viele Funktionen in der Sachbearbeitung übernehmen. Es wird kaum noch Sekretärinnen geben. Es braucht keine Lagerarbeiter, keine Kassiererinnen mehr. In zwanzig Jahren werden auch Berufe wie Bus-Chauffeure oder Taxifahrer verschwinden. Alles was automatisiert werden kann, wird automatisiert.»

Der internationale Unternehmensberater Deloitte hat Zahlen und sieht besonders für allgemeine Bürokräfte schwarz. 31'000 dieser Jobs gibt es zurzeit in der Schweiz. 97 Prozent würden der Digitalisierung zum Opfer fallen, prognostiziert eine Studie des Unternehmens. Der Berufstätige von morgen ist Freelancer, ohne festes Büro. Man hangelt sich von Auftrag zu Auftrag, so die aktuelle Studie weiter. Vollbeschäftigung, Bürozeiten, Festgehalt – alles Schnee von gestern.

Droht in der Schweiz die Massenarbeitslosigkeit? «Ganz im Gegenteil», sagt Chaib Whiteford (32). Der Schotte ist Senior Manager beim Human-Resources-Unternehmen Robert Half in Zürich und vermittelt Spezialisten im Finanz- und Rechnungswesen, aber auch im IT-Bereich. 

270'000 neue Stellen schon bis 2025 – dank der Digitalisierung

Der Experte macht Hoffnung «Die Zahl der Technologien ist enorm und sie wird steigen. Dafür braucht es Menschen, die sie bedienen», sagt Whiteford. Er weiss: «Fast alle unsere Kunden fragen nach IT-Profis.»

Auch die Unternehmensberatung Deloitte sieht die neue Arbeitswelt florieren. Allein bis 2025 würden schweizweit 270'000 zusätzliche Jobs entstehen, heisst es. Aber: Die Jobs gibts eher in der Stadt als auf dem Land (siehe Grafik der Luzerner Hochschule). Denn höhere Bildung wird gefragter denn je. Und die meisten Akademiker leben in urbanen Regionen.

Nach Babyboomer-Generation folgt Arbeitskräfte-Mangel

Martin Kuhlmann (53) vom Soziologischem Institut der Universität Göttingen berät die Arbeitsgruppe Digitalisierung der Gewerkschaft Unia. Der Deutsche sieht in der Digitalisierung gar die Lösung. «Bald gehen die Babyboomer in Rente. Dann wird die Nachfrage nach Arbeitskräften massiv steigen.»

Vom neuen Jobboom ist auch Robert Rudolph von Swissmem überzeugt: «Wir sind top, was globale Konkurrenzfähigkeit, was Investitionen in die Zukunft, in Forschung und Bildung anbelangt. Wir behaupten uns auf dem Weltmarkt mit den besten Produkten. Die Technologie-Branche boomt. Ich kenne Sensorenhersteller, die jährlich um 70 Prozent wachsen.» Und: «Das wird auch in Zukunft so bleiben.»

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