Im Sommer 2017 eröffnet in der Migros-Filiale an der Berner Marktgasse ein Zur-Rose-Shop, wie Migros-Präsident Andrea Broggini im Interview mit der «SonntagsZeitung» sagt. Es ist das erste Mal für die Migros, dass sie Drittunternehmen in ihre Filialen holt.
Die Migros teste dieses Shop-in-Shop-Konzept erst einmal, sagt Broggini. Wenn es erfolgreich verlaufe, könne es an grossen Migros-Standorten umgesetzt werden, wo es noch keine Apotheke und keine ärztliche Medikamentenabgabe gebe.
Laut «SonntagsZeitung» und «Le Matin Dimanche» wird das Potenzial auf etwa 50 Apotheken geschätzt. Broggini hält sich diesbezüglich allerdings bedeckt: «Erst wollen wir sehen, wie sich der Pilotversuch entwickelt.»
Das Konzept mit einer integrierten Zur Rose-Apotheke umfasst ein volles Sortiment an rezeptpflichtigen und frei verkäuflichen Medikamenten sowie weiteren Apothekenartikeln wie zum Beispiel Kosmetika, wie die Migros in einer Mitteilung vom Sonntag schreibt. Für das gesamte Sortiment gelten dieselben Konditionen wie in der Versandapotheke, deren Preise im Durchschnitt 12 Prozent günstiger sind als der marktübliche Preis in der Schweiz.
Mit dem Einstieg in den Apothekenmarkt setzte die Migros ihre umfassende Gesundheitsinitiative fort, sagt der Migros-Präsident weiter. Vor einem Jahr hat die Genossenschaft die Mehrheit an den Santémed Gesundheitszentren übernommen. Damit wurde sie zum grössten Anbieter von Hausarztmedizin in der Schweiz.
Weiter besitzt die Migros die Sportmedizin-Zentren Medbase und Fitnesszentren, verkauft Sportgeräte und bietet Gesundheitskurse in den Klubschulen an.
Konkurrentin Coop betreibt bereits seit dem Jahr 2000 im Joint Venture mit dem Pharmakonzern Galenica eigene Apotheken unter dem Namen Coop Vitality. Diese werden allerdings separat betrieben und sind nicht in die Coop-Läden integriert. Gemäss Angaben auf der Webseite zählt das Filialnetz heute 68 Apotheken und soll mittelfristig auf 100 Apotheken ausgebaut werden.
Zur Rose war bisher vor allem als Online-Versandhändlerin von Medikamenten und als Ärztegrossistin tätig. Seit Gründertagen hat das Unternehmen zudem eine stationäre Apotheke im thurgauischen Steckborn.
Inzwischen setzt die Gruppe vermehrt auf stationäre Standorte, um kanalübergreifendes Einkaufen anbieten zu können. Im August eröffnete sie beim Hauptbahnhof Bern ihren ersten Flagshipstore, wo unter anderem online bestellte Medikamente abgeholt werden können. Zuvor hatte das Bundesgericht entschieden, dass Zur Rose auch rezeptfreie Medikamente nicht ohne Rezept über ihren Onlineshop verkaufen darf.
In der ersten Jahreshälfte 2016 setzte Zur Rose 434,3 Millionen Franken um - ein Plus gegenüber dem Vorjahreshalbjahr von 5,5 Prozent. Unter dem Strich verdiente das Unternehmen 2,0 Millionen Franken, nach einem Verlust von 0,2 Millionen Franken.