Nicht schon wieder! Die Raiffeisen-Bank kommt einfach nicht aus den Negativ-Schlagzeilen raus. Wegen einer technischen Störung haben 114 Raiffeisen-Kunden falsche Post bekommen. Statt ihrer eigenen Kontoauszüge erhielten sie die Informationen von Fremden. Das schreibt der Blog «Inside Paradeplatz».
Der Flop löst nun eine Untersuchung wegen Bankkundengeheimnis-Verletzung aus. Die Anzeige richtet sich gegen unbekannt.
Wer für die schwerwiegende Panne verantwortlich ist, weiss Raiffeisen aber schon. Laut Banksprecher Dominik Chiavi handelt es sich um das KMU Trendcommerce mit Sitz in St. Gallen. «Unser externer Provider Trendcommerce hat, neben den bereits bestehen Kontrollmechanismen, zusätzliche technische und manuelle Kontrollen implementiert, um den vorgefallenen Fehler zu verhindern», sagt Chiavi zu BLICK.
Die Bank selbst stehe mit den betroffenen Raiffeisenbanken und Kunden in Kontakt. «Raiffeisen entschuldigt sich bei den betroffenen Kunden für die Unannehmlichkeiten.»
Firma verspricht höchste Sicherheit
Das 180-Mitarbeiter-Unternehmen Trendcommerce bestätigt den Vorfall in einer Stellungnahme. Die Fehlverarbeitung sei am 17. April passiert.
Teil des Raiffeisen-Auftrags seien die Aufbereitung, der Druck und die Verpackung von Kunden-Kontoauszügen, schreibt CEO Thomas Grossen. Laut ihrer Webseite verarbeitet Trendcommerce seit 2012 sämtliche Bankbelege für über 300 Raiffeisenbanken und Niederlassungen in der Schweiz.
Dass Sicherheit in diesem Bereich wichtig ist, hat das Unternehmen erkannt. Mit «Höchste Sicherheit für Ihre Daten» und «Schenken Sie uns Ihr Vertrauen. Ihre Aufträge werden mit grösster Sorgfalt, Professionalität und Transparenz verarbeitet» wirbt Trendcommerce um Kunden. Im aktuellen Fall war da offenbar der Wurm drin.
«Outsoucring folgte industrieller Logik»
Weiteren Einblick in die Geschäftsbeziehung von Trendcommerce und Raiffeisen gibt ein Video von 2015. Darin erklärt Roland van der Maat (damals für Raiffeisen tätig): «Wer für eine Bank arbeiten will, muss hohe Sicherheitsvorschriften einhalten.» Das sei bei Trendcommerce der Fall gewesen. Raiffeisen sei laut Maat eine Bank, keine Druckerei. Darum ist «das Outsoucring einer industriellen Logik gefolgt.» Für Raiffeisen drucke das Center 40-45 Millionen A4-Seiten pro Jahr.
Das Transaktionsdruckcenter von Trendcommerce liegt in Gossau bei St. Gallen. Im Rahmen des Outsourcings wechselten gar 15 Raiffeisen-Mitarbeiter zur Sicherheitsdruckerei. Der Wechsel lohne sich für die Bank kostenmässig, erklärt Adrian Töngi, damals Leiter Front-Services. «Ausserdem haben uns die sichere, umweltschonende Technik sowie das professionelle Team von Trendcommerce überzeugt.»
Die Geschäfte laufen offenbar gut. Ende 2017 eröffnete ein zweites Hochsicherheits-Transaktionsdruckzentrum in Aarau. Dieses diene auch als Backup für einen Katastrophenfall. Zu den dortigen Kunden zählt unter anderem eine Kantonalbank.
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