Mit dem Angebot werde der Wert von Unilever deutlich zu gering eingeschätzt, teilte der Konzern seinerseits am Freitag in einer Reaktion mit. Der Anbieter von Marken wie Knorr, Rexona oder Omo habe einen umfassenden Vorschlag abgelehnt, liess die heiratswillige Kraft Heinz verlauten. Dabei liegt die Offerte mit 49,61 Dollar je Aktie immerhin um 18 Prozent höher als der letzte Schlusskurs am Vortag.
Der US-Konzern will sich dennoch darum bemühen, dass es noch zu einem Geschäft kommt. Ob aber ein weiterer Vorschlag oder ein formelles Übernahmeangebot gemacht werde, sei ungewiss.
Ein Zusammenschluss der Branchenschwergewichte hätte riesige Ausmasse. Unilever hatte zuletzt einen Börsenwert von etwa 112 Milliarden britischen Pfund (140 Milliarden Franken), Kraft Heinz brachte es auf rund 85 Milliarden Pfund (106 Milliarden Franken).
Bei Anlegern sorgte die Nachricht für starke Reaktionen. Die Unilever-Aktie schoss an der Londoner Börse um 15 Prozent nach oben auf ein Rekordhoch von 3848 Pence. Investoren setzten auf eine Fusion zum Preis von 4000 Pence je Aktie, sagten Börsianer. Das Kraft-Heinz-Papier tendierte nach anfänglichen Verlusten im vorbörslichen US-Geschäft um 5 Prozent fester.
Ziel des Zusammenschlusses sei es, einen führenden Konsumgüterkonzern zu schaffen, der langfristig wachsen könne, teilte Kraft Heinz weiter mit. «Wir freuen uns darauf, eine Einigung über die Bedingungen einer Transaktion zu erreichen», gab der Philadelphia-Frischkäse-Hersteller sich optimistisch. Er will sich zu gegebener Zeit erneut äussern.
Der Konzern war 2015 aus einer Fusion der Nahrungsmittelgiganten Kraft und H.J. Heinz entstanden. Die Fusion hatte auch der Starinvestor und Multimilliardär Warren Buffett mit seiner Firma Berkshire Hathaway massgeblich miteingefädelt. Zuletzt war an den Finanzmärkten verstärkt über weitere gemeinsame Deals spekuliert worden.
Im Dezember hatten bereits Gerüchte über eine Wiedervereinigung von Kraft Heinz mit dem Oreo- und Milka-Hersteller Mondelez kurzzeitig für Aufregung an der Börse gesorgt. 2012 hatte sich der damalige Kraft-Konzern unter dem Druck von Investoren aufgespalten. Das Snack- und Süsswarengeschäft sowie das Lebensmittel-Geschäft ausserhalb Nordamerikas waren zu Mondelez ausgelagert worden.
In der ganzen Branche brach das Übernahmefieber aus: Die Papiere der Konkurrenten Nestlé, Beiersdorf, Danone, Henkel und Nestlé stiegen um bis zu 3,6 Prozent. Bei Nestlé legten die Aktien um 1,7 Prozent zu, nachdem der grösste Nahrungsmittelhersteller der Welt am Vortag mit seinen Jahreszahlen enttäuscht hatte.
Auch wenn ein Deal zwischen Kraft Heinz und Unilever nicht zustande komme, sorge eine derartige Nachricht für Fantasie im Sektor, hiess es in Marktkreisen dazu. Grundsätzlich könnten amerikanische Finanzinvestoren oder auch industrielle Investoren in Europa gross zukaufen. Dabei komme vor allem den Nahrungsmittelherstellern die hohe Aktienbewertung zugute. Nestlé selber wollte keinen Kommentar abgeben.
Beim «Milka»- und «Oreo»-Hersteller Mondelez ging es dagegen vorbörslich um knapp sechs Prozent nach unten. Investoren hatten zuletzt darauf spekuliert, dass Kraft Heinz eine Übernahme von Mondelez plant.