SonntagsBlick: Mark Zuckerberg hat letzte Woche angekündigt, die Messenger von Whatsapp, Facebook und auch Instagram zusammenzulegen. Ist das für die Konsumentenschützerin ein Albtraum?
Sara Stalder: Ja, denn dieser Konzern kennt damit unsere heutigen und zukünftigen Bedürfnisse besser als wir uns selber.
Nun übertreiben Sie!
Mit diesen Daten kann Facebook Sachen interpretieren, die sogar uns selber nicht bewusst sind. Wesenszüge können über lange Zeit mittels Algorithmen ausgewertet werden. Facebook wird wissen, wann wir gute Laune haben, wer wann konsumfreudiger ist. Und uns entsprechende Anzeigen schalten.
Wir werden also manipuliert.
Das freie Internet ist längst passé. Wir sehen nur noch, was scheinbar zu uns passt. Selbstbestimmung ist ein Menschenrecht, das uns schleichend gestohlen wird. Es ist nachgewiesen, dass so politische Prozesse manipuliert werden.
Was kann die Schweiz tun?
Diesen Konzern kümmern die Gesetze einzelner Länder nicht. Wir müssen Datenschutzgesetze in allen europäischen Ländern vereinheitlichen. Dann kann ein ganzer Kontinent Facebook und Co. entgegentreten und sagen: So nicht!
Das würde konkret bedeuten ...?
Ein erster Schritt wäre, dass jede digitale Dienstleistung standardisiert mit der höchsten Sicherheitsstufe für die Privatsphäre ausgestattet wird. Es darf nicht sein, dass ich mich bei jedem Update stundenlang damit beschäftigen muss, wo ich nun welche Häkchen setze, um meine Privatsphäre zu schützen.
Winterthur hat Lehrern verboten, per Whatsapp mit Schülern und Eltern zu kommunizieren. Ist das gut?
Das ist richtig und konsequent. Öffentliche Institutionen müssen eine Vorreiterrolle übernehmen.
Nutzen Sie eigentlich Whatsapp?
Nicht mehr.
Wie kommunizieren Sie nun?
Mit Threema. Anfangs war ich damit ziemlich allein. Mittlerweile habe ich einen Grossteil meiner Community überzeugt, diesen alternativen Messenger-Dienst auch zu nutzen.