Der Anrufer beginnt höflich und auf Hochdeutsch: «Guten Tag, das Schweizerische Versicherungsvergleichsportal SVVP ruft Sie an im Auftrag der KPT, Helsana und weiterer Krankenkassen. Wir haben für Sie eine Sparaktion, die nur im Mai gültig ist.»
Wehe, man bekundet kein Interesse und schlägt ein persönliches Treffen aus. Dann wird der Tonfall aggressiv: «Seien Sie nicht so zimperlich, jeder hat vierzig Minuten Zeit für einen Gesprächstermin – auch wenn Sie Kinder haben.» Schockiert legt BLICK-Leserin Carmen I.* aus Zürich den Hörer auf. «Woher wussten die von meinen Daten bei der KPT?», fragt sie sich später.
So wie ihr geht es derzeit Tausenden von Versicherten, vornehmlich im Kanton Zürich. «Wir erhielten bereits Dutzende Beschwerden über die SVVP-Makler», sagt Sara Stalder von der Stiftung für Konsumentenschutz. Auch der Krankenkassenverband Santésuisse berichtet von «aggressiven und sehr frechen Maklern», die trotz Sternchen-Eintrag im Telefonbuch auf Kundenjagd gehen. Sowohl KPT als auch Helsana beteuern, nicht mit den SVVP-Maklern zusammenzuarbeiten.
Nicht kontaktierbar
BLICK versuchte, mit dem SVVP Kontakt aufzunehmen. Doch die Firma ist weder bei der Finanzmarktaufsicht (Finma) registriert, noch findet sie sich im Handelsregister. Konsumentenschützerin Stalder: «Die Website ist zudem äusserst dürftig und hochgradig suspekt.»
Die Website svvp.ch ist eingetragen auf eine Patrizia H.* und deren Firma Value Food AG in Zürich. Beide sind nicht kontaktierbar. Branchenkennern ist Patrizia H. aber «einschlägig bekannt».
Auch beim Callcenterverband Callnet.ch kommt BLICK nicht weiter. Eine Anfrage bleibt unbeantwortet.
Häufige Wechsel von Firmennamen und Telefonnummern gehören zum System. «Makler und Vermittler rufen Kunden unter falschen Angaben an», weiss Versicherungsexperte Felix Schneuwly von Comparis.ch. Die Makler umgehen die Einschränkungen bei der Telefonwerbung, indem sie versuchen, persönliche Treffen zu vereinbaren. Die Termine verkaufen die Geschäftemacher an die Kassen. Schneuwly: «Erst wenn die Krankenkassen aufhören, Daten und Termine aus dubiosen Quellen zu kaufen, kann dieser Sumpf trockengelegt werden.»
Sara Stalder empfiehlt: «Lassen Sie sich nicht auf einen Dialog ein. Machen Sie Ihr Desinteresse klar und deutlich. Unterbinden Sie die Kontaktaufnahme umgehend.»