Es ist die Veranstaltung, die kein Angestellter einer Firma je erleben will: Das Konkursamt übernimmt die Räumlichkeiten der Firma, skizziert, was jetzt passiert. Das bedeutet nämlich auch: Der Angestellte hat keinen Job mehr.
Montagnachmittag um 15 Uhr mussten rund 100 betroffene Angestellte des Traditions-Becks Keller in der Zürcher Agglo-Gemeinde Regensdorf in dieses Szenario erleben. Am vergangenen Mittwoch wurde der Konkurs über die 14-Filialen-Firma eröffnet. Nach 110 meist erfolgreichen Jahren. Die letzten von ihnen führten in den Crash.
BLICK ist vor Ort, als das Konkursamt informiert. In die Produktionshallen, wo der Konkursverwalter spricht, dürfen aber bloss die Ex-Angestellten. Und zwei Vertreter der Gewerkschaft Unia, die für ihre Arbeitslosenkasse werben.
«Gute Bäcker braucht es immer»
Nach der Veranstaltung sucht BLICK das Gespräch: «Ich habe erfahren, dass ich jetzt so schnell wie möglich aufs RAV muss, um zu meinem Geld zu kommen», sagt Brati Ganiment (39), die im Verkauf gearbeitet hat. Sie ist erst wenige Stunden vor dem Info-Anlass aus den Ferien nach Hause gekommen – viele andere hatten sich schon am Freitag auf dem RAV angemeldet.
Die Stimmung ist mies. Auch, weil sich einer der Hauptverantwortlichen für den Konkurs nicht stellt: Klaus Stahl (59), der die Firma vor anderthalb Jahren von der Erben-Familie Keller übernommen hatte. «Ich hätte gerne erfahren, was passiert ist, damit es so weit kommen musste», sagt Ivo Josipovic (63).
Erstaunlich: Trotz seines Alters ist er enorm zuversichtlich, dass er bald wieder eine Arbeit findet. «Ich kann auf vielen verschiedenen Berufen arbeiten, um mich muss sich keiner Sorgen machen.»
Und auch Bäcker Florian Weidner (40) ist nicht am Boden zerstört: «Gute Bäcker braucht es immer».