Mit 10'126 Firmenkonkursen im Jahr 2022 ist die Schwelle von 10'000 Pleiten innerhalb eines Jahres erstmals überschritten worden. Das teilte der Gläubigerverband Creditreform am Donnerstag mit. Das sind 37 Prozent mehr als im Vorjahr. Rund zwei Drittel der Konkurse gingen auf Insolvenzen zurück, während etwa ein Drittel die Konkurse wegen Mängeln in der Organisation betrafen.
Mit dem Vorjahr seien die Zahlen indes nur bedingt zu vergleichen, so Creditreform. Denn in den beiden Coronajahren 2020 und 2021 seien viele schon damals unvermeidliche Konkurse von sogenannten «Zombie-Unternehmen» durch die staatlichen Unterstützungsmassnahmen hinausgezögert worden. Nachdem diese ausgelaufen sind, weht laut Creditreform «wieder der normale Wind durch die Unternehmenslandschaft».
Eine weitere Besonderheit macht der Verband bei den Konkursen wegen organisatorischer Mängel aus. Dies nahmen um über 46 Prozent auf 3'330 zu. Dies sei besonders auffallend.
Bewusste Verwahrlosung
Es sei zu vermuten, dass einige dieser Unternehmen bewusst in verwahrlostem Zustand zurückgelassen worden seien, um sich so der Verantwortung zu entziehen. Creditreform begründet diesen Verdacht mit dem Fehlen gesetzlich vorgeschriebener Organe, eines Geschäftsdomizils oder einer Revisionsstelle oder auch mit dem Fehlen eines formalen Beschlusses des Verwaltungsrats, auf eine Revision zu verzichten.
Allein im Dezember stieg die Zahl der Firmenkonkurse gegenüber dem Vorjahr um knapp einen Drittel auf 959 Unternehmen.
Mit Blick nach vorne rechnet der Verband nicht mit einer Entspannung im laufenden Jahr. Dafür seien die wirtschaftlichen Unsicherheiten zu gross, namentlich wegen des Ukraine-Kriegs, der erheblich gestiegenen Energiekosten, der hohen Inflation im Euroraum und der in vielen Ländern wohl unvermeidlichen Rezession.
Weniger Privatkonkurse
Die Zahl der Privatkonkurse ging hingegen um gut 5 Prozent auf 8'228 zurück. Dabei machen die Konkurse verstorbener Personen die Mehrheit aus. Weniger als 1000 lebende Privatpersonen meldeten Konkurs an. Diese Zahl reduzierte sich gegenüber dem Vorjahr um beinahe 14 Prozent im Vergleich zu den Konkursen nach Ableben.
Je nach der wirtschaftlichen Entwicklung könnte dieser Rückgang allerdings lediglich einer Verschnaufpause gleichkommen. Denn durch Firmenpleiten verlören unzählige Mitarbeiter ihren Job. Diese Woche hat beispielsweise die Reformhaus-Kette Müller Konkurs angemeldet. 300 Angestellte verlieren ihren Job. Auch Vögele Shoes ist pleite und kündigt 131 Mitarbeitenden. Die hohen Ausgaben für Energie, Krankenkasse, Wohnen oder Lebensmittel könnten deshalb allfällige Reserven rasch aufzehren. (SDA/kae)