Substack hatte wenigen Tage zuvor einen Dienst mit dem Namen Notes angekündigt, der zu einem Konkurrenten für Twitter werden könnte. Zum Ostermontag wurden die Einschränkungen nach Kritik grösstenteils wieder aufgehoben.
Bei Substack kann jeder seine Texte veröffentlichen und auch als Newsletter in einem Abo-Modell vermarkten. Unter anderem einige bekannte Journalisten machten sich so selbstständig und verdienen Geld mit Abonnements. Twitter nutzte die Autoren, um dortige Follower zu dem Substack-Beiträgen zu lenken.
Twitter-Nutzer stellten zum Wochenende fest, dass Beiträge mit Links zu Substack nicht retweetet oder mit Likes versehen werden konnten. Die Links selbst wurden hinter der wortreich formulierten Warnung versteckt, dass sie als potenziell unsicher eingestuft worden seien. Erst am Ende des Hinweises hiess es zu einem kleinen klickbaren Link: «Diese Warnung ignorieren und fortsetzen». Wenn man bei Twitter nach «Substack» suchte, wurde der Account der Plattform nicht angezeigt.
Twitter-Besitzer Musk schrieb bei Twitter zunächst, es sei falsch, das Vorgehen als Blockade zu bezeichnen, da die Links letztendlich erreichbar seien. Er behauptete auch, Substack habe versucht, für Notes grosse Mengen Daten bei Twitter abzugreifen. Die Substack-Gründer wiesen das in einer Reaktion zurück. Viele Nutzer kritisierten die Schritte als Gängelung eines Konkurrenten.
Zum Montag wurden die Einschränkungen dann weitgehend aufgehoben. Lediglich die Twitter-Suche blendete den Substack-Account zunächst weiterhin aus. Substack betonte, Notes sei als ein neuer Ort innerhalb einer Abo-Plattform gedacht, nicht als Konkurrenz zu bestehenden Online-Netzwerken.
Tech-Milliardär Musk zahlte für Twitter rund 44 Milliarden Dollar und versucht nach einem Umsatzeinbruch, das Geschäft unter anderem mit Abo-Einnahmen anzukurbeln.
Twitter hatte früher ebenfalls eine Newsletter-Plattform mit dem Namen Revue - sie wurde jedoch nach der Übernahme durch Musk im Herbst dichtgemacht. Viele Revue-Nutzer landeten dann bei Substack.
Twitter hatte bereits im Januar versucht, Links zu anderen Online-Plattformen einzuschränken. Betroffen waren unter anderem Facebook, Instagram und die Twitter-Alternative Mastodon. Der Schritt wurde nach heftiger Kritik schnell wieder rückgängig gemacht.
Die Substack-Einschränkungen sorgten auch für ein Zerwürfnis im Musk-Lager. Der US-Journalist Matt Taibbi, der angeheuert wurde, um mit Zugang zu internen Twitter-Unterlagen angebliche Missstände und staatliche Zensur bei der Plattform vor der Übernahme durch Musk aufzudecken, kündigte an, er werde seine Substack-Präsenz Twitter vorziehen. Musk entfolgte daraufhin Taibbis Profil. (SDA)