Konjunktur nur für Reiche
Arme Länder von wirtschaftlicher Erholung abgehängt

IWF-Chefin Kristalina Georgiewa rechnet unverändert mit einer starken Erholung der Weltwirtschaft von der Coronavirus-Krise, allerdings nicht in den ärmeren Ländern.
Publiziert: 07.07.2021 um 14:50 Uhr
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Aktualisiert: 07.07.2021 um 15:09 Uhr
Die Leiterin des Internationalen Währungsfonds, Kristalina Georgiewa, sieht ärmere Länder bei der Erholung von der Coronakrise im Nachteil. (Archivbild)
Foto: LUDOVIC MARIN / POOL

Es gebe eine gefährliche Spaltung, viele ärmere Staaten würden abgehängt, sagte die Bulgarin am Mittwoch.

Das liege vor allem daran, dass Corona-Impfstoffe nicht überall zur Verfügung stünden und sich die Infektionszahlen entsprechend unterschiedlich entwickelten. «Es ist ein kritischer Moment.» Georgiewa forderte die 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) auf, bei ihrem Finanzministertreffen am Freitag und Samstag in Venedig zu handeln.

Ein schnellerer Zugang zu Impfstoffen könne in den nächsten sechs Monaten mehr als eine halbe Million Menschenleben retten, ergänzte Georgiewa. Es müsse das Ziel sein, bis zum Jahresende in jedem Land mindestens 40 Prozent der Bevölkerung geimpft zu haben und mindestens 60 Prozent bis Mitte 2022. Davon sind die meisten Länder der Welt aber noch weit entfernt.

Die konjunkturelle Erholung der Weltwirtschaft liege im Rahmen der IWF-Erwartungen aus dem April, als sechs Prozent Wachstum in Aussicht gestellt worden waren. Nach einer nie dagewesenen Krise gebe es eine beispiellose Erholung in einigen Staaten. Für die USA prognostiziert der Internationale Währungsfonds (IWF) beispielsweise ein Wachstum von sieben Prozent in diesem Jahr, so viel wie seit 1984 nicht mehr.

Um noch effektiver gegen die Pandemie und ihre Folgen ankämpfen zu können, sollen die Reserven des IWF um 650 Milliarden Dollar aufgestockt werden. Das wäre die stärkste Erhöhung der sogenannten Sonderziehungsrechte - einer künstlichen Währung des IWF - in der Geschichte des Fonds. Georgiewa rechnet damit, dass dies bis Ende August umgesetzt sein wird. Mindestens 100 Milliarden Dollar der neuen Mittel sollen auf freiwilliger Basis an die ärmsten und schwächsten Länder der Welt fliessen.

«Wir prüfen mit unseren Mitgliedern Wege, um dies hinzukriegen.» Dies könne über das IWF-Hilfsprogramm PRGT laufen oder einen neuen Fonds für mehr Widerstandsfähigkeit und Nachhaltigkeit (RST). Die G20-Länder könnten Pläne dafür jetzt vorantreiben. Besonders arme Länder würden dann Hilfen bei Strukturveränderungen bekommen, etwa Herausforderungen, die durch den Klimawandel entstehen.

(SDA)

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