Japans Wirtschaft ist im Schlussquartal 2015 stärker geschrumpft als befürchtet. Wie die Regierung in Tokio am Montag auf der Basis vorläufiger Daten bekanntgab, sank die wirtschaftliche Leistung des Landes vor allem wegen der schwachen Konsumentenausgaben sowie rückläufiger Exporte um eine hochgerechnete Jahresrate von 1,4 Prozent. Das ist ein stärkerer Rückgang als Ökonomen erwartet hatten.
Der private Konsum, der in der drittgrössten Volkswirtschaft der Welt 60 Prozent zum Bruttoinlandprodukt beiträgt, sank um real 0,8 Prozent. Die enttäuschenden Daten untergraben die «Abenomics» genannte Wirtschaftspolitik von Premier Shinzo Abe, der eigentlich die Inflation und das Wachstum ankurbeln will.
Trotzdem ging die Börse in Tokio am Montag durch die Decke. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte gewann über 7 Prozent. Zum Anstieg trugen nicht nur positive Vorgaben der Wall Street und gute Konjunkturdaten aus den USA bei, sondern auch Erwartungen am Markt, dass die Bank von Japan die geldpolitischen Zügel angesichts der miesen Daten abermals lockern könnte.
Erst kürzlich hatte sie Negativzinsen von minus 0,1 Prozent beschlossen, die ab diesen Dienstag gelten. Ähnlich wie in der Schweiz sollen Geschäftsbanken so davon abgehalten werden, grosse Mengen an Geld bei der Notenbank zu parkieren, anstatt sie als Kredite für Investitionen an die Unternehmen zu vergeben.
Dahinter steht auch die Sorge über die konjunkturelle Abkühlung in China, Japans grösstem Handelspartner. Japans Notenbankchef Haruhiko Kuroda hatte bei der Verkündung der Negativzinsen bereits deutlich gemacht, man sei zu einer weiteren Lockerung der Geldpolitik bereit, sollte dies nötig sein, um die Deflation mit stetig fallenden Preisen dauerhaft zu überwinden. Sein Ziel ist eine Inflationsrate von 2 Prozent. Doch dies gestaltet sich schwierig.
Ökonomen in Tokio warnen vor wachsenden Risiken für Japans Wirtschaft. Bislang hatten viele Unternehmen von einer Abschwächung des Yen als Folge der massiven Geldflut durch die Notenbank profitiert und teils Rekordgewinne eingefahren. Doch zuletzt zog der Yen an, was Japans Exportgüter wieder verteuert.
Hinzu kommt der schwache Privatkonsum. Dazu trägt bei, dass die Löhne und Gehälter nicht so anziehen wie von der Regierung erwünscht. Dabei war Premier Abe Ende 2012 angetreten, mit seiner Abenomics genannten Wirtschaftspolitik aus schuldenfinanzierten Konjunkturprogrammen und der Geldflut durch die Notenbank Japan wieder auf Wachstumskurs zu bringen und die jahrelange Deflation dauerhaft zu überwinden.
Doch stattdessen geht es mit Japans Wirtschaft seit Abes Amtsantritt mal auf, mal ab. Zuletzt ging es im Dezember wieder nach unten, sowohl mit den Ausgaben der privaten Haushalte wie auch mit der Industrieproduktion und dem Export. Manche Ökonomen in Tokio prophezeien bereits, dass Japan in den nächsten zwölf Monaten erneut in eine Rezession abrutschen könnte.
Dennoch übte sich die Regierung am Donnerstag trotz der miesen Konjunkturdaten unbeirrt in Zuversicht. Schuld am schwachen Konsum sei das ungewöhnlich warme Wetter. Die Wirtschaft werde sich weiter graduell erholen, meinte ein Sprecher. Und auch Premier Abe gab sich zuversichtlich. Japans wirtschaftliche Fundamentaldaten seien weiterhin solide. Die Investoren sollten nicht so nervös auf die täglichen Kursschwankungen am Aktienmarkt reagieren, empfahl Abe.