Als Zeichen für die anhaltende wirtschaftliche Erholung hat sich Chinas Aussenhandel im Dezember erneut deutlich positiv entwickelt. Wie die Pekinger Zollbehörde am Donnerstag mitteilte, legten die Exporte im Dezember im Vorjahresvergleich um 18,1 Prozent zu. Die Importe stiegen um 6,5 Prozent.
Schon im November waren die Ausfuhren um gut 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen. Somit trug der Aussenhandel stärker als erwartet zur Erholung von Chinas Wirtschaft bei.
Da das bevölkerungsreichste Land der Erde das Coronavirus seit dem Sommer weitestgehend im Griff hat und nur vereinzelt Infektionen zählt, haben sich die wirtschaftlichen Aktivitäten wieder normalisiert. Im Vergleich zum Vorjahr wuchsen Chinas Exporte im Gesamtjahr 2020 so um 3,6 Prozent. Die Importe gingen vor dem Hintergrund der schwierigen Bedingungen um 1,1 Prozent zurück.
Während der Rest der Welt eine Rezession erlebt, dürfte China aus Sicht von Analysten als einzige grosse Volkswirtschaft im Jahr 2020 auch wieder ein Wachstum verzeichnet haben. Der Internationale Währungsfonds (IFF) hatte in China zuletzt mit einem BIP-Wachstum von 1,9 Prozent für 2020 gerechnet. In diesem Jahr soll das Wachstum laut der Prognose sogar bei 7,9 Prozent liegen.
Vor dem Hintergrund der Stärke der chinesischen Wirtschaft warnten europäische Firmen am Donnerstag vor neuen Risiken für ihr Geschäft in der Volksrepublik. So wird befürchtet, dass China und die anderen grossen Volkswirtschaften in Zukunft weiter auseinanderdriften, was zu Störungen der globalen Handelsströme führe. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Donnerstag vorgestellte Analyse der EU-Handelskammer in Peking und des China Institut Merics in Berlin.
Die Experten warnen, dass die Spannungen zwischen China und den USA sich auch unter dem neuen US-Präsidenten Joe Biden fortsetzen dürften. China setze angesichts wachsender Vorbehalte im Westen zunehmend darauf, die eigene Wirtschaft unabhängiger zu machen.
Eine Biden-Regierung werde wahrscheinlich «weniger scharf» agieren. Der überparteiliche Konsens in Washington, China als strategischen Konkurrenten zu betrachten, bedeute jedoch, dass die Globalisierung wohl nicht einfach zur Normalität zurückkehre.
Entkopplungstendenzen seien längst nicht nur bei Lieferketten im Handel zu erkennen. Auch bei Daten, im Digitalbereich oder bei Industriestandards gehe China einen eignen Weg. Dass Peking seine Unabhängigkeits-Bestrebungen «radikaler» vorantreibe, bekämen auch europäische Unternehmen in China zu spüren. Die Auswirkungen der Entkopplung seien für europäische Unternehmen sowohl «kompliziert als auch belastend», insbesondere weil sie derzeit versuchten, vom Wachstum in China nach der Corona-Pandemie zu profitieren.
China und die EU hatten sich Ende Dezember nach sieben Jahren Verhandlungen grundsätzlich auf ein Investitionsabkommen geeinigt. Das Abkommen soll den Marktzugang für europäische Unternehmen in China verbessern, für faire Wettbewerbsbedingungen sorgen und neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen.
(SDA)