Die Schweizer Wirtschaft dürfte im kommenden Jahr an das hohe Wachstumstempo vor dem Frankenschock anknüpfen, schreibt die Konjunkturforschungsstelle BAK Economics am Donnerstag in einer Mitteilung. Sie hebt die Prognosen vom September für das Bruttoinlandprodukt (BIP) von damals 2,3 Prozent auf 2,4 Prozent an.
Die Prognose basieren die Konjunkturforscher unter anderem auf die Erwartung, dass im nächsten Jahr alle grossen Wirtschaftsräume wie die Eurozone, die USA und auch die Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien und China robuste Wachstumsraten aufweisen werden.
Dies werde zur Folge haben, dass die Nachfrage im Ausland nach Schweizer Gütern «kräftig» ausfallen werde. BAK schätzt, dass die Exporte um 5,0 Prozent wachsen werden.
In diesem Zusammenhang werde sich auch der schwächere Franken positiv auswirken. Die Forschungsstelle geht davon aus, dass sich der Kurs des Schweizer Frankens zum Euro nicht gross verändern wird. Sie prognostiziert einen Jahresdurchschnittskurs von 1,18 Euro pro Schweizer Franken.
Das positive globale Umfeld werde sich nicht nur auf den Aussenhandel, sondern auch auf die Bereitschaft der Unternehmen für Investitionen auswirken. «Die Stimmung unter den Unternehmen ist bereits jetzt hervorragend», schreibt BAK dazu. Sie seien insbesondere mit dem Auftragsbestand zufrieden.
Aus diesem Grund rechnet BAK damit, dass die Investitionen in Ausrüstungen kräftig steigen werden und prognostiziert ebenfalls ein Wachstum um 5,0 Prozent. Doch nicht nur Unternehmen, auch Privatleute werden mehr ausgeben, schätzt Bak. Die Forscher gehen davon aus, dass der private Konsum um 1,6 Prozent ansteigen wird.
Als Treiber dafür sieht BAK die Arbeitslosenzahlen, die seit einiger Zeit rückläufig sind. Gemäss den am Donnerstag publizierten Arbeitslosenzahlen des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) waren im November 2017 acht Prozent weniger Menschen arbeitslos als im November vor einem Jahr. Auch die Beschäftigung dürfte stärker steigen.
Die BAK-Forscher rechnen damit, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Negativzinsen noch bis zum Jahresbeginn 2020 beibehalten wird. Dies unter anderem, weil im Euroraum trotz der guten Konjunktur erst 2020 mit Leitzinserhöhungen zu rechnen sei.
Der Grund dafür liegt in Ländern wie Spanien, Italien und Griechenland, wo die Staatsverschuldung und Arbeitslosigkeit nach wie vor hoch sind. Würde der Zinskurs rasch geändert, könnte dies den Aufschwung in diesen Ländern abwürgen, schreibt Bak. Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte daher auf eine Zinsänderung verzichten, um die Schuldenproblematik nicht weiter zu verschärfen.
Die SNB wiederum dürfte ebenfalls davon absehen, den Leitzins zu verändern. Denn eine vorzeitige Zinserhöhung durch die SNB - bei tief bleibendem Leitzins der EZB - würde dazu führen, dass die Zinsdifferenz zwischen der Schweiz und dem Euroraum wieder verkleinert oder gar umgekehrt würde - das Wiedererstarken des Frankens wäre zu befürchten.