Kommentar
Post-Abbau ist richtig, birgt aber Zündstoff

Die Post handelt mit einem weiteren Abbau von Filialen richtig, darf aber ihre Kundschaft nicht zu schnell und zu stark zu digitalen Lösungen zwingen, meint Wirtschaftsredaktor Jean-Claude Raemy.
Publiziert: 29.05.2024 um 17:16 Uhr
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Aktualisiert: 29.05.2024 um 17:39 Uhr
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Die Post will rund 170 Filialen schliessen.
Foto: Philippe Rossier
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Früher habe ich mit der Kinderpost gespielt. Briefe ins Zimmer der Geschwister verschickt, Überweisungen mit Plastikgeld getätigt, Stempel angebracht.

Heute spiele ich wieder oft Pöstler. Denn ich erledige die meisten Postangelegenheiten, mit Ausnahme der physischen Beförderung von Briefen und Paketen, weitgehend selber. Die Post gibt mir dafür alle Tools: App, MyPost24, Päckli-Punkt.

Die Post setzt auf Digitalisierung, um möglichst wirtschaftlich ihren Auftrag der Grundversorgung zu erfüllen. Das tut sie so gut, dass die «Universal Postal Union» sie im Herbst 2023 als beste Post der Welt auszeichnete.

Nur: Nicht alle kommen bei der Geschwindigkeit der Digitalisierung mit. Für viele sind einige Postgeschäfte extrem komplex - andere wollen schlicht nicht selber Pöstler sein. Die Dienstleistung am Schalter ist weiterhin gefragt.

Die Post baut für die schwindenden «bedienten Dienstleistungen» längst auf Partnermodelle mit Migros, Coop, Fenaco, Apotheken, Altersheimen, Kiosken und mehr. Damit löst sie gleich ein weiteres Problem: Die Rekrutierung von neuem Personal in den kommenden Jahren.

Das Auslagern von Postdiensten birgt aber auch Zündstoff. Das Personal der Partnerunternehmen ächzt unter der Zusatzbelastung für die Erledigung von Post-Aufgaben. Die Vergütungsmodelle sind heiss diskutiert. Da kann noch einiges schiefgehen.

Der Filialabbau bei der Post ist nachvollziehbar. Sie tut aber gut daran, weiterhin optimale Dienstleistungen für jene bereitzuhalten, die den Schalter noch benötigen – mit Partnern oder eigenen Filialen.

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