Sieben Jahre lange hat Jeannine Pilloud (54), Delegierte für ÖV-Branchenentwicklung, alle zwei Wochen eine Kolumne im Blick am Abend geschrieben. Total über 180 Stück. Die frühere Leiterin des SBB-Personenverkehrs hat «mit Bedauern» vom Aus der Pendlerzeitung erfahren.
Die Zeitung sei ein Erfolg gewesen. «Abends haben im Zug die meisten Reisenden eine Ausgabe gelesen. Viele Boxen waren jeweils leer.» Aus Sicht der Pendler sei das Ende sicher ein Verlust. «Aus Sicht der Bahn eher nicht, weil so deutlich weniger Abfall liegen bleibt», sagt sie und lacht.
Viele Rückmeldungen erhalten
Pilloud, die die Ringier-Journalistenschule besucht hat, sagt: «Ich habe immer viele Reaktionen auf meine Kolumnen erhalten.» Die seien sehr hilfreich gewesen. «Dank dieser Rückmeldungen habe ich erfahren, wie die Kunden die SBB wahrnehmen.»
Immer wieder hätten sich auch Leser bei ihr gemeldet und ihr Fragen gestellt, die sie dann aufgenommen habe. «So konnte ich in einfachen Worten Bahnthemen erklären.» Noch heute werde sie jeweils als Blick am Abend-Kolumnistin vorgestellt, wenn sie ein Referat halte.
«Eine wohltuende Abwechslung»
«Der Blick am Abend wird eine Lücke hinterlassen», sagt sie. Künftig werde sie sich auf dem Heimweg nach der Arbeit am Handy informieren. «Abends eine Zeitung in Händen zu halten, hab ich als wohltuende Abwechslung geschätzt», sagt Pilloud. «Denn heute geht alles in Richtung Digitalisierung. Auch bei den SBB. Dabei vergisst man oft, dass man sich auf ein Terrain begibt, wo sich viele neue Gegner bewegen», so Pilloud.
Sie hat auch über ganz persönliche Dinge geschrieben, etwa, dass ihr im Zug der Laptop geklaut wurde. «Als ich verraten habe, dass ich in Italien als Schwarzfahrerin erwischt worden bin, hat das für einigen Wirbel gesorgt», erinnert sie sich.
«Dem Smartphone gehört die Zukunft»
Pilloud lässt es offen, ob sie dereinst anderswo wieder als Kolumnistin arbeiten wird. Ein Buch der gesammelten Kolumnen werde es aber nicht geben. «Meine 79-jährige Mutter hat aber jede meiner Kolumnen ausgeschnitten und in ein Heft geklebt.»
Früher habe man einmal pro Tag eine Zeitung gelesen. «Dann hatte man das Gefühl, informiert zu sein.» Heute mache man sich mehrmals pro Tag am Handy schlau. «Diesen Trend kann man nicht aufhalten. Dem Smartphone gehört die Zukunft.»
Liebe Leserinnen und Leser
Über 10 Jahre lang durften wir Sie auf dem Nachhauseweg begleiten. Am 21. Dezember erschien die letzte gedruckte Ausgabe des Blick am Abend. Wir widmen sie Menschen, deren Leben durch Blick am Abend verändert wurde. Es war uns eine Freude und eine Ehre, Ihre Pendelstrecke ein Stück interessanter zu machen. Der Blick am Abend lebt künftig digital weiter: auf blickamabend.ch, wir unterhalten Sie auf Facebook und auf Instagram – News und Sport gibts in der Blick App.
Doch wir wollen nicht aufhören, ohne Danke zu sagen:
- Danke für Ihre Treue.
- Danke an alle gewählten Präsidenten, zurückgetretenen Bank-CEOs, irren Bachelors, die über Nacht News machen und uns ihre Geschichte auf dem Silbertablett servierten.
- Danke an alle Drucker, die uns jeden Tag auf Papier gebracht haben.
- Danke an alle Fahrer, die jeden Tag unsere Boxen gefüllt haben und die dafür gesorgt haben, dass der Blick am Abend pünktlich bereitlag.
- Danke an alle Kolporteure für die Knochenbüez des Zeitungverteilens.
- Danke an alle Mediensprecher, die extra früh aufstehen mussten wegen uns.
- Danke an das gesamte Team, das den Blick am Abend zehn Jahre lang mit Herzblut und guten Geschichten gefüllt hat.
- Danke, dass Sie uns auch weiterhin treu bleiben – digital.
Wir sagen Adieu, schön wars!
Katia Murmann, Thomas Benkö und das ganze Blick am Abend-Team
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