Bern, wir haben ein Problem! Schon heute kann rund ein Drittel der Versicherten die Krankenkassenprämien nicht mehr aus eigener Kraft zahlen. Und die Kosten steigen weiter.
Mit den – ohne Zweifel richtigen – Aussagen, dass die steigende Lebenserwartung der Bevölkerung und der hochwillkommene medizinische Fortschritt grosse Kostentreiber sind, ist die Diskussion meist beendet. Klug ist das nicht, denn beide Faktoren sind «nur» Teile in einem komplexen System.
Kennen Sie die Gelassenheits-Bitte? Man wünscht sich die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die man nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die man ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Das kommt mir bei diesem Thema häufiger in den Sinn. Denn es gibt Kosten, die wir nicht ändern können und übrigens auch gar nicht ändern wollen, weil wir alle davon profitieren. Genauso gibt es aber Kosten, die wir sehr wohl – sogar kurzfristig – ändern können und sollten, weil sie wegen Systemfehlern und falschen Anreizen schlicht zu hoch sind.
Die Unterscheidung, was wir tun sollten bzw. was nicht, ist für uns Laien leider nicht einfach: Das System ist hochkomplex und die Interessengruppen, die uns glauben machen wollen, dass die steigenden Kosten ausschliesslich positiven Entwicklungen wie der zunehmenden Lebenslänge oder teuren neuen Therapien geschuldet sind, sind gross.
Trotzdem müssen wir den Mut aufbringen, genau hinzusehen und die Dinge zu ändern, die nur irgendjemandes Geldbeutel füllen, nicht aber unserer Gesundheit dienen. Davon gibt es nämlich reichlich.
Meine Auflistung der Dinge, die wir kurzfristig ändern könnten, und ihre Wirkung finden Sie
hier:
Kostentreiber | Kosten pro Jahr | Sparpotenzial bei Fehlerbeseitigung kurzfristig |
Systemfehler bei den Spitaltarifen | 7 Milliarden Franken | 0,5 Milliarden Franken |
Systemfehler bei den Medikamenten: Mehr als doppelt so hohe Preise in der Schweiz wie in Europa | 6,4 Milliarden Franken | 0,4 Milliarden Franken |
Apotheken: Erhalten zu hohe Vertriebsvergütungen für Medikamente | 1,6 Milliarden Franken | 0,4 Milliarden Franken |
Zu hohe Labortarife | 1,6 Milliarden Franken | 0,1 Milliarden Franken |
Unnötige Behandlungen (z. B. aus betriebswirtschaftlichen Gründen) | 7 Milliarden Franken | 0,2 Milliarden Franken |
Summe kurzfristiges Einsparpotenzial | | 1,6 Milliarden Franken |
Allein 1,6 Milliarden Franken als kurzfristige Einsparmöglichkeit entsprechen rund fünf Prozent der jährlichen Krankenkassenprämien.
Wenn wir das ganze System gründlich renovieren und alle Sickerlöcher stopfen, dann werden wir uns die weltbeste Medizin leisten können, ohne dass die Prämien dramatisch steigen müssen.