Firmen mit hundert Angestellten oder mehr sollen alle vier Jahre eine unabhängige Analyse zur Lohngleichheit durchführen lassen und die Ergebnisse publizieren. Dafür hat sich am Montag der Nationalrat ausgesprochen. Ein grosser Teil der Linken war für die Vorlage, und auch von rechts erhielt sie Stimmen, doch ihre Bedeutung geht weit über das Links-rechts-Schema hinaus. Es handelt sich um eine absolute Notwendigkeit. Denn es geht nicht nur um die Grundrechte der Frau, sondern darum, dass in unserem Land jene Talente gefördert werden, die unsere Wirtschaft voranbringen.
Das neue Gesetz ist ohne Zweifel ein Fortschritt auf dem Weg zur Gleichstellung, aber es braucht weitere Massnahmen: zum Beispiel Quoten in den Verwaltungsräten der Unternehmen. Ein Gremium mit gleichmässiger Geschlechterverteilung würde dafür sorgen, dass dort Fragen der Gleichheit mit der nötigen Sensibilität behandelt und vorangetrieben würden. Persönlich war ich anfangs gegen solche Quoten, weil auch dieser Ansatz etwas Diskriminierendes an sich hat. Doch musste ich feststellen, dass es in diesem Bereich ohne gezielte Massnahmen der Politik (viel zu) langsam vorangeht. Es ist zu hoffen, dass auch die Ernennung der neuen Bundesräte – oder vielmehr: Bundesrätinnen – den Weg weist.
In den Staatsbetrieben und im öffentlichen Dienst gibt es einen weiteren wichtigen Hebel: die Beförderung von Frauen. Ich selber habe einige Frauen in wichtigen Positionen eingesetzt, die ihnen zuvor kaum oder gar nicht angeboten worden waren. Ein Interesse an Lohngleichheit haben aber auch private Unternehmen – aus pragmatischen Gründen: Angestellte, die Respekt und Unterstützung spüren, setzen sich stärker für ihre Firma ein – und sorgen dafür, dass ein Betrieb wirtschaftlich gesund und tragfähig ist.
Pierre Maudet (40) ist Sicherheitsdirektor des Kantons Genf. Der FDP-Politiker ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Er schreibt jeden zweiten Mittwoch im BLICK.