Kolumbien
Zehntausende demonstrieren in Kolumbien

Erneut sind in vielen Städten Kolumbiens zehntausende Menschen gegen die Regierung von Präsident Iván Duque auf die Strasse gegangen. In der Hauptstadt Bogotá und mehr als einem Dutzend weiterer Städte fanden am Mittwoch Demonstrationen statt.
Publiziert: 28.11.2019 um 05:16 Uhr
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Aktualisiert: 28.11.2019 um 05:17 Uhr
Erneut haben zehntausende Menschen in Kolumbien gegen die Regierung demonstriert. (Foto: Juan Zarama/ EPA Keystone)
Foto: Juan Zarama Perini

Seit einer Woche protestieren Zehntausende Kolumbianer in dem südamerikanischen Land gegen geplante Arbeitsmarkt- und Rentenreformen sowie zunehmende Gewalt gegen soziale Aktivisten.

Gewerkschaften und soziale Bewegungen hatten nach Verhandlungen mit der konservativen Regierung von Präsident Iván Duque zu landesweiten Demonstrationen aufgerufen. Die Gewerkschaften werfen der Regierung vor, Reformen zu Lasten von Arbeitern, Rentnern und Berufsanfängern durchsetzen zu wollen.

In der Hauptstadt Bogotá kam der öffentliche Nahverkehr de facto zum Erliegen, Geschäfte und Büros blieben geschlossen. Es war bereits der zweite Generalstreik innerhalb einer Woche, aufgerufen zu den Protesten hatten die wichtigsten Gewerkschaften des Landes.

Auch aus anderen Städten wie Cali und Medellín wurden grosse Kundgebungen gemeldet. «Das Volk ist aufgestanden in Ecuador, Chile und Bolivien», sagte der Demonstrant David Martinez, der im öffentlichen Dienst angestellt ist. «Jetzt sind wir dran.»

Berichte über Gewalt gab es zunächst nicht. Zuvor war es am Rande der Proteste zu gewalttätigen Ausschreitungen und Plünderungen gekommen. Vier Menschen kamen dabei ums Leben, darunter der 18-jährige Schüler Dilan Cruz, der bei einer Demonstration am Samstag offensichtlich von einem von der Polizei abgefeuerten Gummigeschoss am Kopf getroffen wurde und drei Tage später starb. Etwa 500 Menschen wurden verletzt.

Präsident Duque hat inzwischen einen «nationalen Dialog» ausgerufen und nach Verhandlungen mit den Gewerkschaften eine Reihe von Massnahmen angekündigt: So sollen die ärmsten 20 Prozent der Kolumbianer von der Mehrwertsteuer befreit, die Krankenversicherungsbeiträge der Rentner gesenkt und Anreize für die Schaffung neuer Arbeitsplätze gesetzt werden.

Zuletzt wurden zahlreiche Länder in Südamerika von heftigen Protesten erschüttert. In Bolivien trat Präsident Evo Morales nach Wahlfälschungsvorwürfen zurück und floh ins Exil nach Mexiko.

In Chile einigten sich die Regierung und die Opposition nach wochenlangen Demonstrationen darauf, eine neue Verfassung auszuarbeiten.

In Ecuador musste die Regierung wegen heftiger Proteste die Streichung von Benzin-Subventionen wieder zurücknehmen.

(SDA)

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