Knatsch wegen umgebauten Swiss-Airbus
Personal macht lieber krank als mit ihm zu fliegen

Seit das neue Modell des Flugzeuges im November 2014 in Betrieb genommen wurde, ist die Arbeitsmoral der Swiss-Angestellten deutlich gesunken. Will man sparen auf Kosten der Mitarbeiter? Denn die Swiss habe Angst, als Billig-Airline angesehen zu werden.
Publiziert: 12.06.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:40 Uhr
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Die aufgefrischte Kabine des Airbus A320 ist edel - doch die Swiss-Crews mögen sie nicht.
Von Patrik Berger

Die Swiss möbliert ihren Airbus A320 um. Die neuen, edlen Recaro-Sitze brauchen weniger Platz. Zudem verkleinert die Airline die Bordküche und platziert das WC anders. Das schafft Raum für zwölf zusätzliche Sitze im Heck. 180 statt 168 Plätze? Das ist gut für die Rendite der Lufthansa-Tochter. Aber schlecht für die Stimmung der Crew.

Seit im November 2014 die ersten neuen A320 abgehoben sind, sinkt die Arbeitsmoral der Flugbegleiter. Schnell häuften sich die Klagen: zu eng, zu kleine Küche, zu wenig Platz für Abfall. Die Europaflüge mit den neun bereits umgebauten A320 sind unbeliebt. BLICK sind Fälle bekannt, in denen sich Crewmitglieder sogar krankschreiben liessen, um nicht in dem umgebauten Flieger arbeiten zu müssen.

500 interne Reklamationen

Denny Manimanakis (45), Präsident der Gewerkschaft des Kabinenpersonals, bestätigt die BLICK-Informationen. Er ärgert sich. «Wir haben vor dem Umbau auf problematische Punkte hingewiesen. Aber unsere Befürchtungen wurden ignoriert», sagt er. In den fünfeinhalb Monaten nach dem Umbau sind bereits 500 interne Reklamationen, sogenannte Rapporte, bei der Swiss eingegangen.

Für Manimanakis ist klar: «Die gesundheitliche Belastung für die Crew und der psychosoziale Stress sind gestiegen.»

Wenn man den Service vorbereite, komme man kaum an Passagieren vorbei, die vor dem WC anstünden. In der verkleinerten Küche müsse man sich verbiegen, um Trolleys zu beladen. Die Gewerkschaft Kapers fordert auch einen von den Fluggästen abgetrennten Bereich für Ruhepausen. Und eine Anpassung des Services.

Kabinenpersonal muss Fehler ausbaden

«Man kann nicht die Küche verkleinern und einen gleich guten Service verlangen», sagt er. Die Swiss habe aber Angst, als Billig-Airline zu gelten. «Darum will man unbedingt am hohen Standard festhalten. Das Kabinenpersonal muss das ausbaden.»

Die Swiss hat auf die Reklamationen reagiert. «Wir nehmen die Argumente unserer Mitarbeitenden ernst. Seit geraumer Zeit tagen Arbeitsgruppen, in denen auch Crewmitglieder nach Verbesserungen am Arbeitsplatz suchen», sagt Swiss-Sprecher Stefan Vasic. Das Service- und Logistikkonzept sei bereits optimiert worden. «Zudem haben die Flugbegleiter die Möglichkeit, in einem internen Forum ihre Meinungen kund­zutun», sagt er.

Den Passagieren jedenfalls gefalle der neue A320. «Wir stellen keine Steigerung von Kundenbeschwerden fest.»

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