Knatsch um Preise
Migros-Bolliger schlägt zurück

Migros-Chef Herbert Bolliger fährt der Markenartikel-Industrie an den Karren. Sie operiere mit falschen Zahlen.
Publiziert: 29.03.2017 um 10:05 Uhr
|
Aktualisiert: 28.09.2018 um 16:01 Uhr
Scharfes Geschütz gegen Markenartikler: Migros-Chef Herbert Bolliger.
Foto: Melanie Duchene
Guido Schätti

Sie liegen sich seit 92 Jahren in den Haaren: die Migros und die Markenartikelindustrie. 1925 riefen die Markenartikler zum Boykott der Migros auf. So wollten sie Gottlieb Duttweiler (†1962) zur Kapitulation zwingen. Doch der startete erst recht durch: Er kaufte Fabriken und stieg selber in die Produktion ein. Damit machte sich die Migros unabhängig von Nestlé und Co. 

Die Markenartikler haben die Schlappe bis heute nicht verdaut. Ihr Verband Promarca kämpft verbissen gegen den Erzfeind. In Studien stellt sie die Migros als Bürokratiemonster hin. Die Munition bezieht Promarca von der deutschen Firma Deekling Arndt Advisors (DAA): Die behauptet, die Migros habe die höchste Bruttomarge aller Händler in Europa.

Die Bruttomarge ergibt sich, wenn man vom Umsatz den Warenaufwand abzieht. Bei der Migros soll sie 40,2 Prozent betragen. Viel bescheidener ist angeblich die europäische Konkurrenz: Der französische Gigant Carrefour begnügt sich mit 20,9 Prozent, die britische Supermarktkette Tesco mit nur 5,2 Prozent.

«Promarca vergleicht Äpfel mit Gurken»

Wie kommen die Unterschiede zustande? An der gestrigen Bilanzmedienkonferenz schoss Migros-Chef Herbert Bolliger (63) scharf zurück: «Promarca vergleicht Äpfel mit Gurken. Wenn das stimmen würde, wäre Tesco nach einem Monat pleite.»

Fein säuberlich wies Bolliger nach, wie die Deutschen die Migros schlechtrechnen: Sie beziehen die Migros-Industrie in ihre Rechnung mit ein. Die hat logischerweise eine höhere Marge als ein Händler. Denn sie kauft nicht fertige Produkte, sondern Rohwaren und stellt selber her, was in den Laden kommt. Bei Tesco rechnete DAA hingegen einen ganzen Wust an Kosten zum Warenaufwand hinzu. Kein Wunder, ist die Marge dann so tief. 

Auf Anfrage gibt DAA zu, dass sie Kraut und Rüben fröhlich vermischt: Der Vergleich beziehe sich auf Detailhändler, die «zum Teil auch in Geschäftsbereichen wie Industrie und Dienstleistung tätig sind», sagt DAA-Chef Olaf Arndt.

Warum arbeitet seine Firma mit solchen Methoden? Die Frage lässt Arndt unbeantwortet. Die einfachste Erklärung: DAA ist eine Kommunikationsfirma. Bilanzen lesen gehört nicht zu ihren Kernkompetenzen.

Dass die Migros-Margen tiefer sind als von DAA behauptet, zeigt sich an den Zahlen 2016: Bei einem Umsatz von 27,7 Milliarden Franken blieb ihr ein Gewinn von 633 Millionen. Die operative Marge beträgt 2,1 Prozent. Zum Vergleich: Markenmultis stecken etwa 15 Prozent in den eigenen Sack. 

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.