Kurstaucher zum Wochenstart: Lonza gerät an der Schweizer Börse massiv unter die Räder. Die Aktie des Pharmazulieferers kracht fast zehn Prozent runter. Auslöser: Eine Ankündigung vor Börsenöffnung – CEO Pierre-Alain Ruffieux (53) trete ab. Offiziell per Ende September 2023. Er dürfte bereits heute weg sein. Das Unternehmen gab keinen Grund für den überraschenden Abgang an. Sogar auf eine ausladende Dankesfloskel wie sonst üblich verzichtet Lonza in der heutigen Mitteilung zum Ruffieux-Abtritt.
Es heisst lediglich, die Trennung erfolge «im gegenseitigen Einvernehmen», die Suche nach einem neuen CEO werde bald beginnen. Das zeigt, wie unerwartet der Abgang kommt. Auch für die Aktionärinnen und Aktionäre. Darum auch der Kurzsturz.
Lonza-Experte Daniel Buchta von der Zürcher Kantonalbank geht hart ins Gericht mit Ruffieux: «Nach der sehr enttäuschenden operativen Entwicklung im Jahr 2023 und der schwachen Kapitalmarktkommunikation war CEO Ruffieux unserer Meinung nach angezählt.» Und weiter: «Wir sehen den Schritt grundsätzlich positiv.» Harte Worte.
Ruffieux war seit November 2020 CEO von Lonza, nachdem er zuvor für Roche tätig war. Sein Abgang ist bereits der dritte CEO-Wechsel bei Lonza innerhalb von vier Jahren.
VR-Präsident übernimmt erneut ad interim
Ad interim übernimmt VR-Präsident Albert Baehny (71) nun zum zweiten Mal bei Lonza die CEO-Rolle. Er sass bereits im Zeitraum von November 2019 bis Ende Oktober 2020 auf dem CEO-Posten. «Unter Baehny im Jahr 2019/20 wirkt die Zeit rückblickend wie die beste der vergangenen fünf Jahre», begrüsst Buchta die vorübergehende Rückkehr von Baehny auf den CEO-Thron. «Trotzdem sind die vielen Managementwechsel seit 2019 bei einem qualitativ so hochwertigen Unternehmen wie Lonza verwunderlich», so der ZKB-Mann weiter. «Zudem offenbart es, dass unter der Oberfläche einiges nicht optimal gelaufen ist.»
So sehen es auch die Expertinnen und Experten der Luzerner Kantonalbank: «Abrupte Führungswechsel sind in der Regel ein Zeichen, dass es operativ nicht rund läuft.» So könnte ein Grund für die Trennung die zuletzt enttäuschende operative Leistung Lonzas gewesen sein. So war der erfolgsverwöhnte Moderna-Partner nach dem Corona-Boom in schwieriges Fahrwasser geraten. Mitte Juli hatte das Unternehmen zu seinen Halbjahreszahlen etwa die Prognose für das Gesamtjahr gesenkt. Auch die Profitabilität soll nicht nur 2023, sondern auch mittelfristig geringer sein als zuvor prognostiziert.
Laut der Bank Vontobel gibt es weitere Details zu Abgang und Ausrichtung Lonzas am 17. Oktober in Visp VS: «Wir erwarten weitere Informationen auf dem Kapitalmarkttag.» Zwischenzeitlich werde der jüngste Führungswechsel wahrscheinlich «einige Besorgnis im Markt hervorrufen», heisst es bei den Lonza-Expertinnen einer US-Bank.
Baehny gibt in der Mitteilung Durchhalteparolen aus: «Die letzten Monate waren zweifellos fordernd, aber unser Unternehmen ist weltweit branchenführend und hat viele Möglichkeiten für weiteres Wachstum in allen Geschäftsbereichen.»