Knall bei Sunrise
Olaf Swantee und Peter Kurer nehmen den Hut

Bei Sunrise kommt es nach der geplatzten UPC-Übernahme zu einem Führungswechsel: Unternehmenschef Olaf Swantee tritt per sofort zurück. Auch Verwaltungsratspräsident Peter Kurer und Vizepräsident Peter Schöpfer verlassen das Unternehmen.
Publiziert: 03.01.2020 um 06:56 Uhr
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Aktualisiert: 03.01.2020 um 09:48 Uhr
Unternehmenschef Olaf Swantee (r.) tritt zurück. Zudem ziehen sich auch Verwaltungsratspräsident Peter Kurer und Vizepräsident Peter Schöpfer zurück.
Foto: Keystone
Sven Zaugg

Allen Beteuerung zum Trotz, dass Rücktritt kein Thema sei und man noch viel vorhabe mit Sunrise, kommt es nun nach dem grandios gescheiterten Deal mit UPC zum Reinemachen. Chef Olaf Swantee (53) tritt per sofort zurück, Verwaltungsratspräsident Peter Kurer und sein Vize Peter Schöpfer haben sich entschieden, an der Generalversammlung im April nicht mehr zu kandidieren, wie das Unternehmen heute Freitag mitteilt.

Dass fast die komplette Sunrise-Führung den Hut nimmt, kommt nicht von ungefähr. Denn das Übernahme-Debakel hatte sich von langer Hand abgezeichnet und wiegt schwer. Vor allem Präsident Peter Kurer, eine enthusiastischer Fürsprecher des Deals, hatte den Widerstand der Aktionäre gegen den Kauf von UPC unterschätzt.

Scharfe Kritik von Freenet

Allen voran der grösste Sunrise-Einzelaktionär, Freenet, machte kräftig Stimmung gegen den UPC-Deal. Die deutsche Telekomfirma, deren Chef Christoph Vilanek (51) im Sunrise-Verwaltungsrat sitzt, hält knapp 25 Prozent an Sunrise.

Vilanek (51) kritisierte den Kaufpreis von 6,3 Milliarden Franken und die dazu nötige Kapitalerhöhung von 2,8 Milliarden Franken als zu hoch. «Auch die Struktur der Transaktion wäre für die Sunrise-Aktionäre nachteilig gewesen», sagte Vilanek zu BLICK.

50 Millionen Franken Strafe

Zu allem Übel stellte sich auch der einflussreiche US-Stimmrechtsberater ISS gegen den Deal. «Das hat uns das Genick gebrochen», sagte Sunrise-Chef Olaf Swantee (53) im BLICK-Interview. Mit dem Deal wäre der Swisscom erstmals eine richtige Konkurrentin im hart umkämpften Telekommarkt erwachsen.

Stattdessen Wunden lecken: Weil die Übernahme nicht zustande kam, musste Sunrise 50 Millionen Franken Strafe an die UPC-Mutter Liberty Global zahlen. Hinzu kommen Finanzierungs-, Beratungs- und Integrationskosten. Die Gesamtkosten für den gescheiterten Deal beliefen sich für Sunrise auf 120 bis 125 Millionen Franken.

Der ungeliebte Kurer

Schwer wiegt der Abgang von Olaf Swantee. Er hat Sunrise neben Marktleader Swisscom als stabile Nummer 2 positioniert. Seine Expertise im Telekommarkt ist unbestritten. Er wird Sunrise fehlen. Derweil werden die Aktionäre, allen voran Freenet, dem abtretenden Präsidenten Peter Kurer keine Träne nachweinen.

Kurer habe dem Unternehmen möglicherweise Schaden zugefügt, raunte Freenet-Chef Vilanek nach dem gescheiterten Deal. Er solle die Konsequenzen ziehen. Das ist nun geschehen.

André Krause übernimmt

Zum neuen Sunrise-Chef ist der bisherige Finanzchef André Krause ernannt worden, wie das Unternehmen mitteilt. Krause kam 2011 zu Sunrise. Er verfüge über umfassende Erfahrungen in der Telekommunikationsbranche, die er während seiner Zeit bei Sunrise und bei Telefónica O2 Germany gesammelt habe.

Davor war er in beratender Funktion bei McKinsey und Arthur Andersen tätig. Der Deutsche übernimmt Sunrise in einer schwierigen Lage. Er muss die von Swantee verfolgte Stand-Alone-Strategie weiter verfolgen und primär den Ausbau des 5G-Netzes vorantreiben. Das ist Krause durchaus zuzutrauen – bei der klaren Nummer 2 im Schweizer Markt.

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