Es war ein kurzes Gastspiel. SBB-Kunden konnte sich erst seit Mitte 2019 mit der Swiss-ID auf der SBB-App oder dem Swisspass einloggen.
Damals hiess es in der Medienmitteilung seitens Swiss-ID: «Die Swiss-ID findet immer grössere Verbreitung. Swisspass ist die in der Schweiz vermutlich meist genutzte Kundenkarte.»
Tempi passati.
Heute heisst es von Swisspass in einem Mail an Kunden: «Am 31. März 2022 wird das SwissID-Login auf swisspass.ch deaktiviert. Wir fokussieren uns künftig auf das bewährte Swisspass-Login der ÖV-Branche und gestalten dadurch die Anmeldeseite übersichtlicher und nutzerfreundlicher.»
Staatsbetrieb gegen Staatsbetrieb
Empfanden die SBB Swiss-ID also als unübersichtlich und wenig nutzerfreundlich?
Der Schritt erstaunt. Schliesslich hat die Schweizerische Post im Oktober 2021 mit SwissSign die Swiss-ID-Mutterfirma übernommen.
Nun kickt also der eine Staatsbetrieb den anderen von der App. Die Kundendaten sowie allfällige ÖV-Leistungen blieben von der Deaktivierung unberührt, heisst es im E-Mail.
Auch in der Branche ist man vom Rauswurf überrascht. «Ich kann mir das so vorstellen, dass nach dem Abgang von SBB-CEO Andreas Meyer ein grosser Swiss-ID-Fürsprecher nicht mehr an Bord war», sagt ein Insider zu Blick. Zudem habe die SBB mit dem Verkauf an die Post ihre Beteiligung an Swiss-ID abgegeben.
Laut SBB stiess das zusätzliche Login-System einfach nicht auf Anklang bei der Kundschaft: «Das Swisspass-Login und das Swiss-ID-Login wurden bisher parallel betrieben. Die SBB stellt aus wirtschaftlichen Gründen und aus Mangel an Kundeninteresse das Swiss-ID-Login per Ende März 2022 ein», lässt sich Firmensprecherin Jeannine Egi zitieren. Nur zwei Prozent der Kunden hätte das Swiss-ID-Login genutzt.
Zahl der SBB-Swiss-Sign-Nutzer gering
Bei der Post ist man vom Weggang der SBB enttäuscht. «Wir bedauern jeden Kunden, der sich für eine andere Lösung entschliesst», sagt Mediensprecherin Léa Wertheimer. «Die Zahl der SBB-Kundinnen und Kunden, die Swiss-ID genutzt haben, war gering und deshalb ist es möglich, dass für die SBB das Kostennutzen-Verhältnis nicht ausreichend war. Zudem war die Anbindung Swiss-ID an die interne Lösung für die SBB nicht optimal.»
Man versuche nun, mit einer überarbeiteten Lösung den Kunden zurückzugewinnen. «Für SwissSign als Herausgeberin der Swiss-ID sind Kunden wie die SBB von grosser Wichtigkeit, auch wenn die Nutzerzahl bei der SBB zurzeit noch eher bescheiden ist.»
Der Abgang der SBB dürfte für die Verbreitung der Swiss-ID nicht gerade förderlich sein. Doch die Probleme waren auch hausgemacht. Ob Swisspass, Swiss-ID, SwissSign oder die (mittlerweile eingestellte) Suisse-ID. Vieles tönte zu ähnlich, Kunden verloren den Durchblick.