Die Kleinen spielen begeistert Verkäuferlis mit den geschrumpften Artikeln des Grossverteilers.
Dem Konsumentenforum (KF) geht der Sammelspass aber deutlich zu weit: «Mit dieser Aktion manipuliert die Migros unsere Kinder», warnt KF-Präsidentin Babette Sigg. Dass man mit den Eigenmarken bei den Kleinen Kundenbindung betreibe, sei «verwerflich». Sigg: «Wenn schon, müsste die Migros Produkte aus dem Gesamtsortiment verteilen. So aber bringt die Aktion keinen Mehrwert.»
Unterstützung erhält das KF vom Berner Kindheitssoziologen und Uno-Berater Pascal Rudin. «Bei Kindern bis zwölf Jahren besteht bei solcher Eigenwerbung die Gefahr der Manipulation», sagt er. Problematisch sei vor allem, dass man so den Erfahrungsspielraum der Kinder einschränke: «Der Ausdruck ‹Handy› wird bei Kindern mit Geschirrspülmittel gleichgesetzt. Die eigentliche Produktvielfalt wird auf die Form reduziert, wie sie in der Migros erhältlich ist.»
Darum wäre es viel eher im Sinne der Kinder, wenn der Detailhändler abstrakte Produkte genommen hätte, die mit dem Produkte- statt dem Marken-Namen angeschrieben sind. Also beispielsweise Zahnpasta statt Candida oder Kartoffelstock statt Mifloc.
Den Manipulationsvorwurf weist die Migros zurück: «Die Minimania soll in erster Linie Freude am Verkäuferlis-Spiel bereiten», sagt Sprecherin Monika Weibel. Im Sammelbuch gebe es Erläuterungen zu den Artikeln. «Mit dem Buch und den Erklärungen können die Kinder das Spiel wie echte Verkäuferinnen und Verkäufer mit Background-Infos zu den Produkten spielen. Dass sie diese Produkte somit etwas besser kennenlernen, sehen wir nicht als Manipulation.» Zur Kritik, dass man nur Eigenmarken für die Aktion genommen habe, entgegnet Weibel: «Es liegt auf der Hand, dass wir eigene Produkte ins Spiel bringen und keine fremden Markenartikel, denn hierzu haben wir auch etwas zu sagen.»
Immerhin sieht Rudin auch etwas Positives in der Minimania-Aktion: «Die Migros bindet das Kind damit früh in die Gesellschaft ein und vermittelt ihm einen wichtigen Stellenwert.» Das sei im Sinne der Kinderrechte: «Sie sollen möglichst früh in die Gesellschaft eingebunden werden, um später besser mit Marktwirtschaft und Demokratie umgehen zu können.»