Kerngeschäft der Post in Gefahr
60 Prozent der Briefe verschwinden!

Der Schweizerischen Post schwimmen die Felle davon. Post-Chef Roberto Cirillo rechnet damit, dass das Briefvolumen bis in zehn Jahren um 60 Prozent einbricht. Nun forciert er die Suche nach neuen Ertragsquellen.
Publiziert: 08.10.2019 um 23:01 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2019 um 08:47 Uhr
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«Dieses Jahr werden wir einen Rückgang von 5,5 bis 6 Prozent haben. Das bedeutet, dass wir in zehn Jahren bei minus 60 Prozent liegen werden», sagt Post-Chef Roberto Cirillo.
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Sven ZauggRedaktor SonntagsBlick

Die Post hängt in der Luft. Das Filialnetz schreibt rote Zahlen. Die Bilanz von Postauto ist nach dem Subventionsskandal tiefrot. Der Verkauf von Carpostal wird zum Millionengrab. Der Versand bei der Briefpost ist weiterhin rückläufig. Und bei der einst lukrativen Tochter Postfinance brechen die Zinserträge ein.

Post-Chef Roberto Cirillo (48) wagt nun erstmals eine Prognose. Und die schaut mit Blick auf den kontinuierlichen Rückgang des Briefvolumens gar nicht rosig aus. «Dieses Jahr werden wir einen Rückgang von 5,5 bis 6 Prozent haben. Das bedeutet, dass wir in zehn Jahren bei minus 60 Prozent liegen werden», sagt er im Gespräch mit dem «Migros-Magazin».

Das Briefvolumen an den Postschaltern sei in den letzten 20 Jahren bereits um 73 Prozent gesunken. «Das ist eine Folge der Digitalisierung. Sie trifft unser Kerngeschäft, denn die digitale Alternative, also das E-Mail, bringt keine Erträge, wie es ein Brief tut», sagt Cirillo.

Umfangreiche Investitionen

Bleibt die Frage, wie die schwindenden Erträge kompensiert werden können. «Wir müssen daran arbeiten, sichere, effiziente und moderne digitale Netze aufzubauen, um Informationen zu versenden», so Cirillo weiter. Da gebe es noch viel zu tun.

Die zweite Herausforderung betreffe den Onlinehandel, der sich mit einer beeindruckenden Geschwindigkeit entwickle. «Um da auch in Zukunft die Nummer eins zu sein, müssen wir unsere logistische Infrastruktur modernisieren. Für all das sind umfangreiche Investitionen notwendig.» Wohin die Reise geht und wie die künftige Strategie des gelben Riesen konkret aussieht, ist indes unklar.

Bereits im August äusserte sich Finanzchef Alex Glanzmann (48) im Gespräch mit BLICK erstaunlich klar zur Zukunft der Post: «Es braucht jetzt einen klaren Dialog mit allen Beteiligten, wie Bund, Kantonen und Kunden, wie die Post der Zukunft aussehen soll.»

Umsätze sinken ins Bodenlose

Und die Zeit drängt. Wirtschaftet die Post bis 2030 weiter wie bis anhin, sinken Umsatz und Gewinn ins Bodenlose. «Finden wir keine Lösung, können wir die Grundversorgung innerhalb der nächsten zehn Jahre nicht mehr aus eigener Kraft finanzieren», so Glanzmann. Damit es nicht zum absoluten GAU kommt, braucht es laut Glanzmann neue Ertragsquellen.

«Der Pöstler könnte beispielsweise weitere Services anbieten – wie Essen oder Medikamente ausliefern.» Zudem soll das Geschäft in der Logistik und bei der Tochter, der Dokumentenverarbeiterin Swiss Post Solutions, forciert werden. «Dies wird jedoch kaum reichen, um die sinkenden Zinserträge bei der Postfinance zu kompensieren», sagt Glanzmann.

Deshalb müsse das Hypothekar- und Kreditverbot bei der Postfinance endlich fallen! 

Der Bundesrat hat die Hilfeschreie bereits erhört und grünes Licht gegeben. Er lässt eine Vorlage ausarbeiten, die es der viertgrössten Schweizer Bank erlaubt, Kredite und Hypotheken zu vergeben. «Aber wir müssen uns nichts vormachen. Die Vorlage hat viele Gegner», sagt Glanzmann und betont: «Die Probleme der Postfinance sind die Hauptprobleme der Post.»

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