Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ist noch nicht bereit für die Zinswende. Die Voraussetzungen für die erste Leitzinserhöhung seit 2006 seien trotz einer besseren Wirtschaftslage noch nicht erfüllt, sagte die Fed-Vorsitzende Janet Yellen am Mittwoch in Washington.
Der geldpolitische Ausschuss der Notenbank werde von Sitzung zu Sitzung über den besten Zeitpunkt entscheiden. Zunächst bleibt der Zins damit in der Spanne zwischen null und 0,25 Prozent. Auf diesem Rekordtief liegt er seit siebeneinhalb Jahren.
In ihrer Mitteilung erklärte die Fed, dass die US-Wirtschaft moderat wachse und die Beschäftigungslage sich weiter verbessere. Sie schlug damit einen optimistischeren Ton an als nach ihrer Sitzung im vergangenen April.
Die «enttäuschend» schwache Konjunktur im ersten Quartal dieses Jahres sollte nur eine vorübergehende Schwäche sein, sagte Yellen. Jedoch liege die Inflation nach wie vor klar unterhalb des längerfristigen Fed-Ziels von zwei Prozent. «Wir würden gern mehr entscheidende Beweise sehen» für die Erholung, sagte Yellen.
Die Börsen schauen gebannt auf die Fed-Planung und zeigten sich zufrieden mit der jüngsten Entscheidung, da höhere Zinsen in der Regel die Kurse sinken lassen.
Auch Wirtschaftsexperten etwa vom Internationalen Währungsfonds (IWF) riefen die Zentralbank dazu auf, mit einer Erhöhung bis zum kommenden Jahr zu warten, um Turbulenzen an den globalen Finanzmärkten zu vermeiden.
Yellen warnte jedoch davor, den Termin einer ersten Zinserhöhung überzubewerten und unterstrich, dass der Leitzins noch länger unter dem Normalwert verharren werde.
Die Mitglieder des Fed-Ausschusses erwarten im Mittel, dass der Leitzins bis Ende 2015 auf 0,625 Prozent steigt. Dies spricht für zwei Zinsanhebungen in diesem Jahr. Es gibt noch vier Sitzungen - im September und Dezember auch mit einer nachfolgenden Medienkonferenz von Yellen.
Ende 2016 dürfte der Leitzins nach den Erwartungen auf 1,625 Prozent steigen. Bisher waren die Verantwortlichen von 1,875 Prozent ausgegangen. Für Ende 2017 wird ein Zinsniveau von 2,875 Prozent prognostiziert (zuvor 3,125 Prozent).
Die wirtschaftliche Entwicklung wird für das laufende Jahr etwas schwächer als zuletzt gesehen. Die Fed erwartet jetzt ein Wachstum von 1,8 bis 2,0 Prozent, nachdem man im März noch von 2,3 bis 2,7 Prozent ausgegangen war.
Die Erwartungen für die beiden kommenden Jahre wurden hingegen kaum verändert. Auch die Inflationserwartungen änderten sich nur geringfügig. Die Inflationsrate wird demnach erst 2017 das Ziel der Fed von 2,0 Prozent erreichen. Die Entwicklung am Arbeitsmarkt wird ein wenig skeptischer bewertet.