Diese Woche purzeln die Preise wieder. Grosse Prozentzeichen prangen auf mehrheitlich schwarzen Inseraten. Schon unter der Woche buhlen Detailhändler mit Preisabschlägen um die Gunst der Schnäppchenjäger. Am Freitag dann gipfelt die Rabatt-Sause im Black Friday. Ob Reisen, Parfüms, Tablets oder Sofas – es scheint alles mit Rabatt zu geben! Doch auch dieses Jahr entziehen sich einige Händler der Rabattschlacht.
Denn der Black Friday ist unter den Detaillisten eigentlich unbeliebt. Das zeigt eine auf die Schweiz übertragbare Studie aus Österreich und Deutschland. Demnach halten ganze 44 Prozent der Händler nichts vom Schnäppchentag – und bieten trotzdem Black-Friday-Rabatte an. Fast genauso viele Händler beobachten negative Auswirkungen auf ihren Gewinn. Trotzdem wächst die Anzahl Shops, die am Black Friday Kohle machen wollen.
«Haben ganzes Jahr über tiefe Preise»
Bei Studienautor Roman Kmenta (53) sorgt diese Entwicklung für Kopfschütteln. «Am Ende des Tages stehen die Black-Friday-Verweigerer vielleicht als Verlierer da», sagt er. Gut möglich sogar, dass deren Tagesumsatz am 29. November etwas einbricht. «Aber was zählt, ist die Bilanz am Jahresende», erklärt Kmenta gegenüber BLICK. Er ist überzeugt: Wenn ein Händler seinen Betrieb das ganze Jahr über optimiert, steht er Ende Jahr besser da als mit kurzfristigen Preisabschlägen wie an Black Friday.
Diesem Plan geht auch die Landi Schweiz nach. Am Umsatz gemessen ist die Fenaco-Tochter die sechstgrösste Detailhändlerin der Schweiz. Schwarze Etiketten mit Prozenten drauf sucht man am Freitag jedoch vergebens. «Die Landi Schweiz verfolgt eine dauerhafte Tiefpreis-Strategie», erklärt Mediensprecherin Heidi Niederberger. Black Friday sei bei der Landi AG deshalb noch nie ein Thema gewesen.
Spenden statt sparen
Auch die Migros-Tochter Ex Libris grenzt sich von Beginn an von der Rabattschlacht ab. Und verweist auf den ganzjährig gewährten Rabatt von 20 Prozent auf deutschsprachige Bücher. Aus einem anderen Grund plant Jelmoli keine Aktionen auf Freitag: Das Warenhaus wolle den Kunden gegenüber glaubwürdig sein und setze deswegen auf eigene Geschichten, so das Unternehmen. «Jelmoli fokussiert sich voll und ganz auf die Weihnachtskampagne», sagt die Mediensprecherin.
Keine Extra-Rabatte werden Kauffreudige am Freitag auf Medikamente oder Salben finden. Denn der Apothekerverband will nichts vom amerikanischen Brauch wissen. «In den Schweizer Apotheken kommt die Gesundheit vor Parfüms», schreibt Fabian Vaucher (51), Präsident des Schweizerischen Apothekerverbands Pharmasuisse. Vereinzelt planen grössere Apotheken-Ketten zwar Rabatt-Aktionen auf einem Teilsortiment. Man wolle aber weder Medikamente verschleudern noch zum Vorratskauf verleiten.
Ähnlich tönt es beim Schuhhaus Walder. «Als Schweizer Familienunternehmen haben wir keinen Bezug zu dem aus den USA stammenden Discount-Tag», schreibt Geschäftsführer Daniel Walder (38) in einer Pressemitteilung. Stattdessen benennt sich das Unternehmen am Freitag offiziell zum schwarzen Schaf. Tatsächlich tanzt Walder mit seiner Aktion aus der Reihe: Pro verkauftes Paar Schuhe spendet das Schuhhaus 5 Franken an die Winterhilfe Schweiz.
«Unter dem Strich nicht mehr Ertrag»
Es scheint, als ob der Schwarze Freitag vorwiegend grossen Detailhändlern gehört. «Kleine Läden können diese Preistreibereien einfach nicht mitmachen», bestätigt Ralph Bleuer (56), Präsident der innerstädtischen Ladenvereinigung Pro City St. Gallen. Die Zahlen sprechen Bände: Nur 36 der 160 Läden im St. Galler Stadtzentrum, die der Ladenvereinigung angehören, planen am Freitag Sonderangebote. Unter den Rabattgebern sind fast ausschliesslich grosse Händler.
Bleuer weiss genau, dass für die kleinen Verweigerer kommenden Freitag hohe Kundenfrequenzen und Umsätze flöten gehen. «Aber unter dem Strich bleibt mit Rabatten nicht mehr Ertrag übrig», sagt er. Ausserdem wollen die Stadtläden nicht, dass Konsumenten denken, Preisabschläge seien problemlos möglich. «Das ist ganz klar nicht der Fall», gibt Bleuer zu bedenken.
Härtere Preisverhandlungen für Black Friday
Unter den grösseren Händlern sind Verweigerer diesen Freitag jedoch in der Minderheit. Die Enthaltungsstrategie könnte sich jedoch auch für sie lohnen. Ceconomy, die Konzernmutter von Media Markt und Saturn, gab den Black Friday als einen der Hauptgründe an, warum der Umsatz 2017 um 15 Prozent eingebrochen ist.
Das Beratungsunternehmen Oliver Wyman rät Händlern am Black Friday von generellen Rabatten auf das gesamte Sortiment ab. Stattdessen sollen Detaillisten auf gezielte Aktionen setzen. So wie es Jumbo dieses Jahr macht. Der Baumarkt nutzt das Schnäppchenfestival für eine zweiwöchige Aktion, bei der rund dreissig Artikel zu Tiefstpreisen angeboten werden.
Doch wie kann sich Jumbo die Rabattschlacht leisten? Solche Aktionen seien von langer Hand geplant, gibt das Unternehmen zu. «Da massiv grössere Mengen der verbilligten Produkte bestellt werden, kann Jumbo mit Lieferanten höhere Mengenrabatte aushandeln», sagt ein Pressesprecher des Baumarkts. Diese Preisvorteile gebe man dann an den Kunden weiter. Das mache man bei allen Aktionen so, sagt Jumbo. Aber: «Für die Aktionen an Black Friday sind die Verhandlungen immer etwas härter.»