Welche Optionen haben die Griechen jetzt noch?
Sie können weiter um Hilfsgelder betteln. Bis am 5. Juli wird es kaum eine Lösung geben. Dann nämlich müssen die Griechen darüber abstimmen, ob sie dem Sparpaket der Geldgeber zustimmen wollen oder nicht. Die Eurogruppe hat auf heute Mittwoch, 11.30 Uhr eine weitere Telefonkonferenz angekündigt.
Sind die Griechen jetzt schon pleite?
Griechenland gerät jetzt beim IWF in Zahlungsverzug. Die Schulden werden nicht abgeschrieben, Athen muss sie irgendwann zurückzahlen. Und: Erst wenn die Rückzahlung erfolgt, dürfte Gesprächsbereitschaft für neue Hilfen da sein. «Ein Staatsbankrott wird das jetzt nicht gleich am Mittwoch auslösen», sagen befragte Ökonomen gestern unisono.
Der IWF würde Athen zunächst mahnen, unverzüglich zu zahlen. Nach zwei Wochen dürfte die IWF-Spitze nochmals mahnen, Athen könnte Ressourcen des Fonds nicht mehr nutzen.
Nach einem Monat würde IWF-Chefin Christine Lagarde die Spitze des Fonds offiziell über den Zahlungsverzug informieren. Nach drei Monaten würde der IWF erklären, dass Griechenland von IWF-Mitteln abgeschnitten ist. Langfristig droht Griechenland ein Entzug der Stimmrechte und nach bis zu zwei Jahren ein IWF-Ausschluss.
Was heisst es für die geschuldeten Hilsgelder der Euroländer?
Auch die Euro-Rettungsfonds EFSF/ESM müssten unmittelbar über Konsequenzen beraten - auch wenn die Hilfskredite erst ab 2023 zurückgezahlt werden müssen. Theoretisch könnten sämtliche Hilfskredite an Griechenland sofort fällig gestellt und die bisher ausgezahlten 130,9 Milliarden Euro unmittelbar eingefordert werden. Das gilt aber als unwahrscheinlich. Möglich wäre auch ein Verzicht auf Rückzahlung. Der ESM könnte auch kurzfristig einspringen.
Geht den Griechen-Banken das Geld aus?
Nein. Die Europäische Zentralbank EZB will heute Mittwoch noch über weitere Notfall-Liquiditätshilfen entscheiden. Diese werden an Banken vergeben, um einen totalen Zusammenbruch des Zahlungsverkehrs zu verhindern. Die Banken bleiben weiterhin bis zum 6. Juli zu – vielleicht sogar noch darüber hinaus. Wer im Ruhestand ist, kann allerdings etwas durchschnaufen: Rund 1000 Banken öffnen ab heute Vormittag ihre Schalter, damit Rentner ohne Geldkarte an Bargeld gelangen können. Laut Finanzministerium sind die Auszahlungen auf umgerechnet 126 Franken beschränkt. Ein Grossteil der Renten wird in Griechenland noch bar ausgezahlt. Für alle anderen gilt weiterhin die Bezugslimite von 63 Franken pro Tag.
Was heisst es für die Börsen. Stürzen sie heute wieder ab?
An den Finanzmärkten dürften die Kurse nicht einbrechen. Das, was jetzt passiert, sei ja erwartet worden, sagen die Ökonomen.
Wie geht es weiter in den nächsten Tagen?
Der Ausgang der Volksbefragung am 5. Juli wird entscheidend für die nähere Zukunft sein. Sollten sich die Griechen für eine Fortsetzung der Spar- und Reformpolitik aussprechen, ist das das Ende der Regierung Tsipras.
Sollten die Griechen am Sonntag dagegen gegen die Reformvorschläge der Gläubiger stimmen, dürfte die Regierung in Athen wohl mit gestärkter Brust um neue Gespräche mit den Gläubigern bitten. Diese müssen aber nicht zielführend sein. Denn auch die Griechen müssen sich bewegen. Sonst droht der Grexit.
Die Agentur Reuters führt noch ein drittes Szenario an: So könnte Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos vor Sonntag zurücktreten – und damit das Referendum stoppen, bis ein Nachfolger gewählt ist.
Wie viele Schulden haben die Griechen eigentlich?
Der Schuldenberg beläuft sich auf 311 Mrd Euro.
Wem schulden sie das Geld?
Am meisten den Ländern der Eurozone, nämlich 195 Mrd. Am meisten schulden sie Deutschland (53 Mrd).
Bis wann müssen sie zurückzahlen?
Die Griechen haben sehr viel Zeit dafür. Fürs erste Hilfspaket bis 2041, fürs zweite gar bis 2054. Sie müssen erst ab 2020 überhaupt bezahlen.
Anders sieht es bei den Geldern des IWF und der EZB aus. Da stehen noch diesen Sommer Rückzahlungen in der Höhe von gut 7 Milliarden Euro an.
Schulden sie auch der Schweiz Geld?
Ja, rund 475 Mio Franken. Es sind indirekte Schulden. Sie rühren daher, dass die Schweiz Teil des IWF ist.
Die aktuellsten Entwicklungen finden Sie in unserem News-Ticker.