Das Grundstück an der Zürcher Hagenholzstrasse grenzt ans Fernsehstudio Leutschenbach. Die 6369 Quadratmeter des unbebauten Areals reichen nicht mal für einen anständigen Fussballplatz. Doch Swiss Life zahlte dafür 81 Millionen Franken – macht 12'717 Franken pro Quadratmeter. Das ist selbst für Zürich eine unglaubliche Summe!
Doch der Verkauf lässt nicht nur deshalb aufhorchen: Das Grundstück gehörte der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG), die es vor bald zwanzig Jahren als Landreserve erstand. Und: Für den Kauf interessierte sich nicht nur der Versicherungskonzern, sondern auch die Stadt Zürich.
Kein Interesse für Anliegen der Allgemeinheit
Kuno Gurtner von der Liegenschaftenverwaltung bestätigt gegenüber SonntagsBlick: «Wir wollten das Grundstück als strategische Landreserve in einem Entwicklungsgebiet erwerben.» Die Stadt benötigt solches Land für den Bau von Schulen, Kindergärten, Horten oder Krippen, aber auch zur Erhöhung des Anteils gemeinnütziger Wohnungen.
Die SRG finanziert sich zwar aus den Gebühren der Allgemeinheit, deren Anliegen aber interessierten sie offenbar wenig. Das Grundstück wurde einfach an den Meistbietenden verkauft. Gurtner sagt dazu: «Im Bieterverfahren konnte die Stadt Zürich preislich nicht mithalten. Unser Kaufangebot betrug 40 Millionen Franken» – weniger als die Hälfte dessen, was Swiss Life bot.
Wohnungen für Gutbetuchte
Der Versicherer will auf dem Areal «vorwiegend Wohnungen» bauen. Was sie kosten sollen, kann Sprecherin Tatjana Stamm nicht sagen: «Wir befinden uns erst in der frühen Planungsphase.»
Angesichts des Kaufpreises und der auf Gewinnmaximierung ausgelegten Immobilienstrategie von Swiss Life muss man aber kein Prophet sein, um zu sagen: Nur Gutbetuchte werden sich die Wohnungen leisten können.
Die Zürcher Nationalrätin Jacqueline Badran (57, SP), die seit Jahren mehr bezahlbaren Wohnraum fordert, ärgert sich über den Verkauf: «Ich habe versucht, die SRG davon zu überzeugen, das Grundstück im Baurecht abzugeben. Das wäre langfristig viel lukrativer gewesen. Aber die Verantwortlichen sagten, sie bräuchten die Liquidität aus der Veräusserung.»
SRG-Verlust ohne den Verkauf
Nach Abzug der Grundstückgewinnsteuer spülte der Verkauf dem Medienunternehmen 63,2 Millionen Franken in die Kasse. Kommunikationschef Edi Estermann sagt dazu: «Ohne den Verkauf der Immobilie hätte die SRG 2018 einen Verlust ausweisen müssen.»
Die vom Verwaltungsrat beschlossene Immobilienpolitik sehe zudem vor, dass «nicht kerngeschäftsnotwendige Liegenschaften» veräussert werden sollen und die Mittel ins Programm investiert werden. Estermann: «Die SRG ist bestrebt, bei Grundstückverkäufen gute Preise zu realisieren – zugunsten des Programms und somit auch des Publikums in der ganzen Schweiz.»
Suchende nach bezahlbarem Wohnraum sind die Verlierer
Ob die Gebührenzahler an dieser Strategie Freude haben, sei dahingestellt. Klar ist aber: Die Verlierer bei solchen Geschäften sind all jene, die auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum sind.