Wer dringend mal muss, dem droht vor dem Bahnhof-WC in Luzern eine böse Überraschung: Ohne Bankkarte oder Bezahlapp auf dem Handy bleibt die SBB-Toilette verschlossen. Ein Schicksal, das vor allem Seniorinnen und Senioren sowie Kinder ereilt, die sich mit Bargeld durch den Alltag schlagen.
Das wurde einer Seniorin beinahe zum Verhängnis, als sie beim Umsteigen in Luzern kurz die Bahnhof-Toilette aufsuchen wollte. Nur dank der Hilfe einer anderen Frau habe sie schliesslich Zutritt erhalten, erzählt die Seniorin im SRF-Magazin «Espresso».
Bis zum Sommer konnten Passanten für das SBB-WC in Luzern tatsächlich noch mit Münzen bezahlen. Seither wurde die Anlage jedoch umgerüstet – und sorgt so immer wieder für Ärger. «Das aktuelle Zutrittssystem in Luzern stand am Ende des Lebenszyklus, und es gab keine Ersatzteile mehr. Eine Umrüstung war deshalb nötig», sagt SBB-Mediensprecher Martin Meier zu Blick. Seit dem 11. Juni kann in Luzern nur noch bargeldlos bezahlt werden. Die SBB verweisen als Alternative auf ein öffentliches WC beim Bahnhofplatz, bei dem auch Münzen funktionieren.
SBB arbeiten an Lösung
Die Bahnhof-Toilette in Luzern ist kein Einzelfall: Auch an den Bahnhöfen in Olten SO, Schaffhausen, Regensdorf ZH und Uster ZH können sich Passanten nur mit einem Handy oder einer Bezahlkarte Zutritt verschaffen. Die SBB testen an den vier Standorten ein Pilotprojekt mit neu ausgestatteten Toiletten.
Davon profitiert die stetig steigende Zahl jener, die im Alltag völlig ohne Bargeld unterwegs sind. In den Toiletten müssen auch keine Münzfächer geleert werden – und sie dürften auch für Vandalen-Akte, wie sie immer wieder vorkommen, kaum interessant sein.
Doch dann wären da noch jene Personen, die nur Bargeld mitführen. Ihre Rückmeldungen bei den SBB bleiben nicht aus: «Der zentrale Kritikpunkt unserer Kundinnen und Kunden ist die bargeldlose Bezahlmöglichkeit», so Meier. Dem wollen die SBB nun Rechnung tragen. «Geprüft wird aktuell eine WC-Zutrittskarte, welche mit Bargeld bezogen wird. Ziel ist, dass jede und jeder die Möglichkeit hat, die WC-Anlagen zu nutzen, insbesondere auch Personen, welche weder Bankkarte noch Smartphone besitzen», sagt Meier.
Das Pilotprojekt an den vier Bahnhöfen wird noch bis November fortgesetzt. Danach wollen die SBB die Rückmeldungen und Erfahrungen auswerten und in die Weiterentwicklung der künftigen WC-Anlagen einfliessen lassen. (smt)