Kein Mindestkurs mehr
Nationalbank schmelzen Milliarden weg

Die Ankündigung, den Mindestkurs gegenüber dem Euro freizugeben, liess den Euro heute gegen 11 Uhr abstürzen. Die Nationalbank verliert damit Milliarden.
Publiziert: 15.01.2015 um 11:25 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 18:19 Uhr

Gibt der Euro gegenüber dem Franken nur um 5 Rappen auf 1.15 nach, hat das für die Nationalbank (SNB), Pensionskassen und Vorsorgestiftungen Milliarden-Effekte. Der Euro-Bestand der SNB, der heute rund 175 Millarden beträgt, ist mit einem Schlag 10 Milliarden Franken weniger wert. Pensionskassen und Vorsorgewerke, die heute rund 400 Milliarden in europäischen Aktien und Anleihen halten, müssen gar 20 Milliarden Franken abschreiben.

Auch der Dollar hat stark nachgegeben - von 1.02 auf weniger als 90 Rappen. Der Tiefstand betrug 70 Rappen, später waren es 86, dann 89 Rappen. Die Dollar-Investitionen der SNB, die sich heute auf 142 Milliarden belaufen, sind bei einem Kurs von 89 Rappen 14 Milliarden weniger wert.

Mit andern Worten: Vom Gewinn von 38 Milliarden Franken, den die Nationalbank letzte Woche noch bekannt gab, sind zwei Drittel weggeschmolzen. Ganz verloren ist das Geld nicht, die Kurse werden sich vermutlich in weniger verlustreichen Gegenden wieder einpendeln.

Die Händler am Devisenmarkt zeigten sich überrascht und fürchteten um die Glaubwürdigkeit der Notenbank. Ihm «fehlten die Worte», meinte ein Händler gegenüber der Finanznachrichtenagentur AWP. «Das, was nicht passieren durfte, ist eingetreten - die Spekulanten haben gegen die Nationalbank gewonnen», kommentierte er. Damit sei die Glaubwürdigkeit der SNB dahin.

Einen neuen Mindestkurs werde es wohl nicht mehr geben, kommentierte ein Devisenanalyst der deutschen Helaba. Die Marktteilnehmer würden wohl kein Vertrauen mehr haben, dass dieser langfristig gehalten werde. «Der Euro-Franken wird nun den Marktkräften überlassen und es dürften sich Kurse im Bereich der Parität einstellen», so die Schlussfolgerung. (rsn)

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